Detailseite
Projekt Druckansicht

Exhaustivität von eingebetteten Fragen aus sprachvergleichender Perspektive

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 365429913
 
Die Interpretation von eingebetteten Fragen ist eines der wichtigsten Streitthemen der theoretischen Literatur zur Semantik und Pragmatik von Fragen. Ein Satz wie "Frau Schmidt weiß, wer die Aufgabe gelöst hat" würde unter einer stark exhaustiven Lesart bedeuten, dass Frau Schmidt die vollständige Liste der Personen kennt, welche die Aufgabe gelöst haben, und zusätzlich auch weiß, dass die Liste vollständig ist.Groenendijk & Stokhof (1984) behaupten, dass dies die einzige mögliche Lesart für eingebettete Fragen ist, während andere Autoren (z.B. Guerzoni & Sharvit 2007, Uegaki 2015) auf die Existenz schwächerer Lesarten hinweisen. So muss Frau Schmidt unter einer schwach exhaustiven Lesart nicht wissen, dass die Liste vollständig ist. Die theoretische Literatur konzentriert sich auf die technische Ableitung der verschiedenen möglichen Lesarten. Die zentrale Frage ist, ob die vorhandenen Lesarten semantisch-konventioneller Natur sind, oder ob sie aus pragmatischen Inferenzprozessen resultieren, welche von verschiedenen kontextuellen Faktoren wie z.B. At-issueness, Quantifikationsdomäne und Nützlichkeit abhängen. Die empirische Basis der theoretischen Diskussion ist freilich alles andere als klar. Es gibt eine einzige experimentelle Studie (Cremers & Chemla 2016), welche die empirische Situation zu beleuchten versucht. Allerdings ist diese Studie auf zwei Einbettungsverben im Englischen beschränkt. Kontrollierte Experimentdaten zu eingebetteten Fragen in anderen Sprachen und mit anderen einbettenden Verben liegen nicht vor.Das geplante Projekt versucht, diese Forschungslücke zu schließen, und zwar mit Hilfe von Experimenten zur Interpretation eingebetteter Fragen in einer Reihe nicht-verwandter Sprachen (vom Ulster Englisch bis zum Akan (Kwa, Niger-Congo)). Die Fragen sind unter verschiedenen Verben (z.B. "wissen", "überraschen", "vorhersagen", "erzählen") eingebettet und werden in zwei unabhängigen experimentellen Paradigmen gegen alle in der Literatur vorgeschlagenen Kombinationen von Lesarten getestet. Im ersten Paradigma wird der Wahrheitsgehalt von Sätzen relativ zu einer Kontextsituation ermittelt. Das zweite Paradigma testet auf die Angemessenheit von eingebetteten Fragen in linguistischen Kontexten. Die beiden Paradigmen ergänzen sich und geben zusammen Aufschluss darüber, welche der exhaustiven Lesarten von eingebetteten Fragen pragmatischer Natur sind, und welche kontextuellen Faktoren ihre Herleitung beeinflussen.Da die Exhaustivität eingebetteter Fragen von zentraler Bedeutung für den Fragebegriff an sich ist (z.B. Partitionen oder Mengen von Hamblin-Alternativen), ist zu erwarten, dass die Projektergebnisse die theoretische Diskussion in allen Bereich der Diskurspragmatik nachhaltig prägen werden, in denen Fragen als semantische Objekte angenommen werden. Dazu gehören z.B. Präsuppositionsprojektion und At-Issueness, Exhaustivierung und die Ableitung sklarer Implikaturen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Österreich
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung