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Entwicklung einer ganzheitlichen Methodik zur Unterstützung der logistikgerechten Produktentwicklung in der Automobilindustrie

Fachliche Zuordnung Produktionssystematik, Betriebswissenschaften, Qualitätsmanagement und Fabrikplanung
Förderung Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 36677742
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Logistik ist eine der wesentlichen Wachstumsbranchen in der Bundesrepublik Deutschland und konnte in den letzten Jahren Umsatz und Mitarbeiterzahl erheblich steigern. Die gesteigerten Einnahmen beruhen unter anderem auf der zunehmenden Komplexität der Logistik- und Produktionsnetzwerke beispielsweise durch globales Sourcing. Insbesondere in der Automobilindustrie agieren Konzerne in weltumspannenden Netzwerken und haben daher erhebliche Aufwendungen für die Logistik. Die Steigerung der Effizienz der logistischen Prozesse kann in der operativen Logistikplanung nur bedingt erfolgen. Die meisten Freiheitsgrade für die Entwicklung eines optimalen Logistiksystems bestehen in der Produktentwicklung, da in dieser Lebenszyklusphase ein Großteil der Rahmenbedingungen und der über den Lebenszyklus enlstehenden Kosten festgelegt wird. Im Rahmen des Forschungsprojekt „Entwicklung einer ganzheitlichen Methodik zur Unterstützung der logistikgerechten Produktgestaltung in der Automobilindustrie" wurde eine Methodik aufgezeigt, mit der die Anforderungen der Logistik bereits in der Produktentwicklung berücksichtigt werden können, die Logistikgerechtheit verschiedener Produktentwürfe bewertet und miteinander objektiv verglichen werden kann und Maßnahmen zur Verbesserung der Logistikgerechtheit angeboten werden. Ähnliche Ansätze existierten bereits für den Bereich der fertigungsgerechten Produktentwicklung, so dass in dem Forschungsprojekt auch untersucht wurde, wie diese Ansätze und die dazu existierenden Tools auf die logistikgerechte Produktentwicklung zu übertragen sind. Hierbei wurde deutlich, dass die Logistikgerechtheit wesentlich mehr Kriterien einbezieht, als beispielsweise die Fertigungsgerechtheit. Neben der Beschaffungs-, Produktions-und Distributionslogistik muss auch die Entsorgungslogistik betrachtet werden. Diese methodische Bewertung von Produktentwürfen umfasst die Bewertung der Produktentwürfe anhand der logistischen Kriterien, aber auch eine Gewichtung dieser Kriterien nach Produkt- und unternehmensspezifischen Gesichtspunkten. Die Kriterien wurden dabei aus den verschiedenen Disziplinen der Logistik abgeleitet und umfassen den gesamten Lebenszyklus eines Produkts von der Produktion über die Bevorratung und Versorgung mit Ersatzteilen und die Entsorgung nach dem Lebensende. Eine einheitliche Bewertung der Kriterien ist aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Baugruppen und der resultierenden logistischen Anforderungen nicht sinnvoll. Auch in dem eingegrenzten Feld der Automobilindustrie existiert eine Vielzahl verschiedener Produktklassen, wie mechanische oder elektronische Baugruppen, die unterschiedliche Anforderungen an die Logistik stellen. Ergebnis ist eine komprimierte Kennzahl, die die relative Logistikgerechtheit für Produktentwürfe angibt und anhand derer sich eine objektive Auswahl durchführen lässt. Weiterhin wurden Maßnahmen definiert und bewertet, um Produktentwürfe an die Anforderungen der Logistik anzupassen. Geeignete Maßnahmen werden nach der Bewertung der Logistikgerechtheit vorgeschlagen, um weitere Optimierungspotenziale zu heben. Für zukünftige Arbeiten ist in dem Fachbereich der logistikgerechten Produktentwicklung weiteres Potential vorhanden. Momentan wird nur der Produktentwurf bestimmt, der aus logistischer Sicht zu präferieren ist. Zukünftig könnten die aus einem Produktentwurf resultierenden logistischen Kosten über den Produktlebenszyklus berechnet werden. Dies hätte gegenüber der komprimierten Kennzahl der Logistikgerechtheit den Vorteil, dass die Auswahl eines Produktentwurfs in Abwägung mit weiteren Interessensgruppen, wie beispielsweise der Fertigung, objektiv durchführbar wäre. Des Weiteren würde eine weitere Sensibilisierung der Produktentwicklung erreicht werden, wenn die Auswirkungen von Konstruktionsentscheidungen in ihrer finanziellen Dimension dargestellt werden könnten. Neben den finanziellen Aspekten spielt auch die ökologische Komponente logistikgerechter Produkte zunehmend eine wichtigere Rolle. Die Ressourcenschonung beispielsweise beim Transport oder bei der Verpackung von Produkten sind wichtige Aspekte der logistikgerechten Produktentwicklung, die mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen in den Fokus der Unternehmen gelangen und auch in der Wissenschaft berücksichtigt werden muss. Auch eine Ausweitung der Sichtweise über die gesamte Wertschöpfungskette wäre denkbar. Die lokale Optimierung der Prozesse nur im eigenen Unternehmen verspricht keine optimalen Ergebnisse für alle Partner. Insbesondere, da die Logistik sich intensiv mit den Schnittstellen zu Zulieferern und Kunden beschäftigt, ist deren weitere Einbindung in die Optimierung der Logistikgerechtheit anzustreben. Im Sinne eines kooperativen Supply Chain Managements müssen alle beteiligten Unternehmen von den Ergebnissen der Optimierungsbestrebungen profitieren. Die erzielten Ergebnisse sollten zukünftig in einer Software-Lösung angeboten werden, um einen einfachen, unkomplizierten und sicheren Einsatz der Methodik zu gewährteisten. hierbei ist noch zu validieren, inwieweit eine Einbindung in ein bestehendes CAD-System oder aufgrund der Vielzahl der Schnittstellen auch zu ERP-Systemen eine eigenständige Software anzustreben ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Design for Logistics - Development of a methodology to evaluate the compliance with logistics requirements. Proceedings of the CIRP Design Conference. Enschede, The Netheriands, 07.-09.04.2008
    Dombrowski, U.; Schulze, S.; Crespo, I.
  • Logistikgerechtheit im Produktentwicklungsprozess. ZWF Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb. 103 (2008) Heft 11, S.750-754
    Dombrowski, U.; Schulze, S.
  • Design for Logistics für effiziente Produktionsnetzwerke - Logistikgerechte Produktentwicklung als Basis eines kosten- und leistungsoptimierten Netzwerkes, wt online (2009) 4, S. 220-225
    Dombrowski, U.; Schulze, S.
 
 

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