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Ambivalente Anerkennungsordnung. Doing reproduction und doing family jenseits der heterosexuellen Normalfamilie
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Mona Motakef; Professorin Dr. Almut Peukert; Professorin Dr. Christine Wimbauer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 367423336
Fragen der Reproduktion und Familiengründung stehen im Zentrum der (sozial-)politischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. In Deutschland kam es zu einer zunehmenden rechtlichen Gleichstellung hetero- und homosexueller Lebensformen, doch bestehen soziale, institutionelle und rechtliche Ungleichheiten fort. Neue Reproduktionstechnologien erleichtern zwar mehr Menschen eine Elternschaft, doch Menschen jenseits des heterosexuellen (Ehe-)Paarseins sind hiervon oft ausgenommen, da aufgrund der gesellschaftlichen Hetero- und Paarnormativität abweichende Lebens- und Liebesformen abgewertet oder ausgeschlossen werden. Wir möchten daher die Heterogenität familialer Lebensformen jenseits der heterosexuellen Kleinfamilie - sog. Regenbogen- oder LGBTIQ-Familien - aus einer ungleichheitssoziologischen Perspektive theoretisch und empirisch fokussieren. Unter Familie verstehen wir Menschen, die ein Kind oder mehrere Kinder haben, seien es Einzelne, Paare oder z.B. Doppelpaare. Es sollen drei Fragenkomplexe empirisch untersucht werden:1. Eine vorgeschaltete Literaturstudie soll rechtliche Regulierungen der Familiengründung bei LGBTIQ-Familien erhellen. Wir fragen, welche (Un-)Gleichheiten in der institutionalisierten Anerkennungsordnung sich für nicht-heterosexuelle und z.T. nicht paarförmige (potentielle) Familien finden lassen.Im Zentrum des Vorhabens steht, auf 1. aufbauend und ergänzt um etwa fünf ExpertInneninterviews, eine explorative, qualitative Untersuchung von ca. 12 nicht-hetero-sexuellen Ein- und Mehrelternfamilien (einschließlich Menschen, die eine solche Familie gründen möchten), die möglichst in gemeinsamen Interviews zu den folgenden, nur analytisch trennbaren, Aspekten befragt werden sollen: 2. Wie werden Kinderwünsche realisiert bzw. nicht realisiert? Also: Wie zeigt sich das konkrete doing reproduction der nicht-heterosexuellen (potentiellen) Ein- und Mehrelternfa¬milien vor dem Hintergrund der ambivalenten Anerkennungsordnung? 3. Wie zeigt sich das doing family, also wie wird Familie in der Alltagspraxis hergestellt und welche Erfahrungen sozialer Ungleichheit, des Ein- und/oder Ausschlusses machen die Familien hierbei?Diese soziologisch hoch aktuellen und relevanten Fragen sollen aus einer ungleichheits-, anerkennungs- und geschlechtersoziologisch-queertheoretischen Perspektive untersucht werden. Dabei verbinden wir innovativ (oft kulturwissenschaftliche) Forschungsansätze zum Reproduktionshandeln, zu Familie, zur Alltagspraxis von LGBTIQ-Familien sowie die soziologische Ungleichheits-, Geschlechter-, Familien- und Anerkennungsforschung. Theoretische Ziele sind die empirisch fundierte Weiterentwicklung des Familienbegriffes sowie der Konzeptualisierung von Elternschaft vor dem Hintergrund einer ambivalenten Anerkennungsordnung. Damit kann das Vorhaben u.a. die Ungleichheits- und Anerkennungsforschung sowie die Familiensoziologie informieren, wobei soziologisch weitgehend Neuland betreten wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen