Fluency in ENL, ESL and EFL: A contrastive corpus-based study of English as a first, second, and foreign language
Final Report Abstract
Das zentrale Erkenntnisinteresse des Projekts bestand darin, empirisch festzustellen, ob und zu welchem Grad Sprechende des Englischen als Erst-, Zweit- und Fremdsprache unterschiedliche Wege einschlagen, um Flüssigkeit zu erlangen, und zwar (1) in der Häufigkeit der verwendeten Strategien, um unflüssige Passagen zu überbrücken, (2) in der Verteilung der möglichen Strategien, (3) in der Aneinanderreihung möglicher Strategien und (4) in ihrer bevorzugten Positionierung innerhalb einer Aussage. Um diese Forschungsfragen zu beantworten, wurde zunächst eine Applikation programmiert, mit deren Hilfe über ein online- Interface von mehreren Personen gleichzeitig elf Korpora (insgesamt 1.600 Dateien) nach sieben verschiedenen Strategien (i.e. Fluenzemen) mit jeweils vielen verschiedenen Realisierungen annotiert werden konnten. Insgesamt wurde ein Datensatz mit 228.123 disambiguierten Fluenzemen generiert. Nach der Veröffentlichung der letzten Teilergebnisse des Projektes werden diese umfassenden Datensätze (zusammen mit dem von der Projektgruppe entwickelten Handbuch und den Listen der erstsprachenspezifischen Diskursmarker) auf dem Forschungsdatenrepositorium der Philipps-Universität Marburg veröffentlicht und dadurch auch anderen Forschenden für wissenschaftliche Studien auch über das Projekt hinaus nachhaltig zur Verfügung gestellt. Um ein möglichst umfassendes Bild davon zu erhalten, mit welchen – möglicherweise regionalspezifischen – sprachlichen Mitteln Sprechende verschiedener Typen des Englischen Flüssigkeit erreichen, wurden die Korpusdaten in mehreren Teilprojekten vergleichend untersucht. Für die Analyse von Fluenzemen in EFL Varietäten des Englischen zeigte sich, dass o EFL Sprechende im Vergleich zu ENL Sprechenden besonders diejenigen Fluenzeme verwenden, die Sprechende als unflüssig erscheinen lässt (z.B. Pausen oder unvollständige Wörter), o Ein hoher Grad an Flüssigkeit bei Lernenden mit einem Auslandsaufenthalt oder mit einer höheren Anzahl an Jahren, die Englisch gelernt wurde, einhergeht o Dass soziobiographische Faktoren (z.B. Alter oder Geschlecht der Lernenden) keinen Einfluss auf den Grad der Flüssigkeit haben. Für die Analyse von Fluenzemen in ESL Varietäten des Englischen zeigte sich, dass o ESL Sprechende klare Präferenzen für gewisse Strategien aufweisen, so z.B., dass Diskursmarker und Wiederholungen häufiger von Sri Lankischen Sprechenden des Englischen als für Sprechende des Indischen Englisch vorhergesagt werden, wohingegen für das Indische Englisch häufiger ungefüllte Pausen verwendet werden o Soziobiographische Sprechendeninformationen bei ESL Sprechenden signifikant mit der Verwendung von Fluenzemen assoziiert sind; z.B. verwenden jüngere Menschen häufiger Diskursmarker als ältere Menschen und Männer verwenden häufiger ungefüllte Pausen und Wiederholungen als Frauen. Für die Analyse von Fluenzemen in ENL Varietäten des Englischen zeigte sich, dass o ENL Sprechende klare varietätenspezifische Präferenzen für die Verwendung gewisser Fluenzeme aufweisen (z.B. bevorzugen Kanadische und Neuseeländische Sprechende die Verwendung von Diskursmarkern, wohingegen Australische und Britische Sprechende diese vergleichsweise selten verwenden) o Das Geschlecht einen signifikanten Einfluss auf die Verwendung von Fluenzemen hat, indem Männer die meisten Strategien häufiger verwenden als Frauen. Für die Analyse von Fluenzem-Aneinanderreihungen zeigte sich, dass o Alle untersuchten Varietäten neben Einzelfluenzemen auch Doppel-, Dreifach, und Vierfach-Fluenzeme verwenden, jedoch Einzelfluenzeme die häufigste Strategie sind o Sich bei näherer Betrachtung der Doppel- und Dreichfachfluenzeme klare varietätenspezifische Unterschiede abzeichnen. Für die Analyse von Fluenzem-Positionierungen zeigte sich, dass o ENL und ESL Varietäten unterschiedliche Präferenzen für gewisse Fluenzeme am Anfang und innerhalb der Aussage haben, jedoch am Ende der Aussage von beiden Gruppen am Häufigsten ungefüllte Pausen gesetzt werden. o Lernende des Englischen in der bevorzugten Positionierung von Diskursmarkern andere Muster als muttersprachliche Sprechende des Englischen aufweisen. In der Gesamtschau der Ergebnisse wird deutlich, dass Fluenzeme im gesprochenen Englisch sich sowohl aus quantitativer als auch aus qualitativer Sicht im Englischen als Erst-, Zweitund Fremdsprache unterscheidet, obwohl es auch einige Gemeinsamkeiten gibt. Auch unter Rückgriff auf soziolinguistische Evidenz kann festgestellt werden, dass fluency sprecherabhängig gebildet wird, da das Alter und das Geschlecht einen Einfluss auf die Verwendung von Fluenzemen nimmt. Davon abgesehen spielt jedoch auch die Position innerhalb einer Aussage ebenfalls eine wichtige Rolle für die Verwendung von Fluenzemen.
Publications
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(2019): „Do learning context variables have an effect on learners’ (dis)fluency? Language-specific vs. universal patterns in advanced learners’ use of filled pauses“. In Liesbeth Degand et al. (Hrsg.), Fluency and Disfluency across Languages and Language Varieties. Louvain-la-neuve: Presses Universitaires de Louvain, 177-196
Götz, Sandra
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(2019): „Filled Pauses across Proficiency Levels, L1s and Learning Context Variables: A multivariate exploration of the Trinity Lancaster Corpus sample“, International Journal of Learner Corpus Research 5(2), 159-180
Götz, Sandra
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(2021): „Analyzing a learner corpus with a concordancer”. In: Nicole Tracy-Ventura & Magali Paquot (Hrsg.), Routledge Handbook of SLA and Corpora. London/New York: Routledge, 68-89
Götz, Sandra
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(2021): „Possibilities and drawbacks of using an online application for semi-automatic corpus analysis to investigate discourse markers and alternative fluency variables“, Corpus Pragmatics 5(1), 7-36
Wolk, Christoph, Sandra Götz & Katja Jäschke