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Internationale Bürokratien als Runaway Agents? Wie sich Organisationsstruktur auf Agency Slack auswirkt
Antragstellerin
Professorin Dr. Eugénia da Conceição-Heldt
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 370183851
In den vergangenen Jahrzehnten haben Staaten umfangreiche Entscheidungsbefugnisse an Sekretariate internationaler Organisationen abgegeben. Internationale Sekretariate setzen die Agenda, sind beteiligt an Entscheidungsprozessen, implementieren Richtlinien, repräsentieren Staaten in internationalen Organisationen, erschaffen Regulierungsbehörden und schlichten gar Konflikte zwischen Mitgliedsstaaten. Der graduelle Ermächtigungsprozess dieser neuen Akteure ging einher mit einem Ausbau an Kontrollmechanismen, da Staaten in einigen Fällen zu der Einschätzung gelangten, dass internationale Sekretariate die ihnen übertragenen Kompetenzen überschritten und entgegen der Interessen ihrer Mitgliedstaaten gehandelt hatten (Agency Slack). Daher wurden internationale Sekretariate teils als Runaway Agents portraitiert, welche sich der Kontrolle ihrer Prinzipale (Mitgliedsstaaten) entledigt haben. Für die Forschung zu internationalen Organisationen stellt sich somit die zentrale Frage: Unter welchen Bedingungen kommt es bei internationalen Sekretariaten zu Agency Slack, also einer Abweichung vom Mandat und Verhalten entgegen der Intention der Prinzipale? Um diese Frage zu beantworten, verwendet das Projekt ein Multi-Method-Research Forschungsdesign, welches geeignet ist, die zugrundeliegende Prinzipal-Agent Theorie empirisch zu testen und weiterzuentwickeln. Hierzu verwenden wir Fuzzy-Set Qualitative Comparative Analysis und Fuzzy-Set Ideal Type Analysis für einen systematischen Vergleich über einen größere Anzahl von Fällen, sowie Process-Tracing zur intensiven Analyse ausgewählter Sekretariate und spezifischer Policies. Die theoretischen Erwartungen werden an 27 internationalen Sekretariaten getestet, wobei Daten für vier organisationale Strukturmerkmale erhoben werden: Fragmentierung, Personalstruktur, Buffering und Permeabilität. Der gewählte Ansatz erlaubt es uns, notwendige und hinreichende Bedingungen von Agency Slack zu identifizieren, kausale Mechanismen zu untersuchen und alternative Erklärungen auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen. Die Analyse und der systematische Vergleich organisationaler Strukturen im Hinblick auf die Entstehung von Agency Slack werden eine theoretische Weiterentwicklung des Prinzipal-Agent Ansatzes ermöglichen und zur Brückenbildung zwischen Theorie und empirischer Forschung beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Privatdozent Dr. Patrick Mello