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Rentierjagd im Spätpleistozän und Holzän in Alaska? Archäozoologische Untersuchungen zur Fauna der Trail Creek Caves.

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 37067480
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der von der DFG geförderten wissenschaftlichen Arbeit, die aus 2 Teilen bestand, wurden biologische Untersuchungen an grönländischen Rentieren vorgenommen und archäozoologische an einer Fundstelle aus Alaska. Der erste Teil des Projekts stellte eine osteometrische und osteologische Studie zur Altersund Geschlechtsbestimmung und zur Entwicklung postkranialer Knochen westgrönländischer Rentiere dar („Osteometry, osteological age and sex determination of the Sisimiut reindeer population (Rangifer tarandus groenlandicus)“). Hierfür wurden 282 Skelette und Teilskelette der westgrönländischen Sisimiut- Rentierpopulation über mehrere Jahre in der Tundra von Grönland aufgenommen und vermessen. Bei 63 der natürlich verstorbenen Tiere wurden Zahndünnschliffe erstellt um das biologische Alter zu bestimmen. Eine detaillierte Untersuchung zum Zusammenhang zwischen biologischem Alter, Zahnentwicklung, Knochendimensionen und Geschlecht wurde vorgenommen und ein umfangreicher Katalog erstellt. Erprobt wurde die Anwendbarkeit der osteometrischen Populationsstudie an den Knochen der archäologischen Fundstelle Stellmoor (AL) in Norddeutschland. Das Tierknochenmaterial repräsentiert ein kurzes Jagdereignis, bei dem eine ganze Herde mit allen Altersstufen getötet worden war. Durch die Informationen zum Knochenwachstum der grönländischen Rentiere konnte das Jagdereignis in Stellmoor auf Ende Oktober bis Anfang November eingegrenzt werden. Weiterhin wurden die Daten auf den zweiten Teil des Projekts angewandt, eine archäozoologische und taphonomische Neuberarbeitung der Trail Creek Caves in Alaska („Trail Creek caves 2 and 9 revisited - The animal bones“). Hierbei wurden in Cave 2 ca. 8.000 und in Cave 9 17.000 Knochen, Geweihe und Zähne bestimmt, die 43 Spezies ergaben. Der größte Anteil der bestimmbaren Funde (33% in Cave 2 und 66% in Cave 9) stammte vom Karibu. In dieser Arbeit wurde untersucht, ob und welche natürlichen oder kulturellen Prozesse für das Zustandekommen der Tierknochen verantwortlich waren. Die Zusammensetzung der Spezies und die Verteilung der Funde in den Höhlen zeigte, daß Karnivoren sich mit Menschen in der Nutzung der Höhlen abwechselten und eigene Faunenakkumulationen erzeugten. Verschiedene Untersuchungen und die Zusammenpassungen von Artefakten legten nahe, dass vollständige Karibu von Jägern in die Höhlen eingebracht worden waren. Diese wurden eine gewisse Zeit in den hintersten Teilen der Höhlen gelagert, die auch im Sommer mit Eiskristallen bedeckt waren. Ein Teil der zusammengepaßten Artefakte stammte aus den hinteren Höhlenbereichen, der andere Teil oft aus den vorderen Bereichen, in denen sich mehrere Feuerstellen befanden. Wahrscheinlich wurden die Tiere im hinteren Teil der Höhlen auseinandergenommen, wobei der eine Teil einer zerbrochenen Jagdwaffe dort verblieb, während der andere in den vorderen Bereich der Höhlen gebracht wurde. Hier wurden die Rangifer-Knochen schließlich zerschlagen, ausgekocht und zum Schluss in der Nähe der Feuerstellen weggeworfen. Einige pleistozäne Faunen deuten die frühe Nutzung der Höhlen durch Jäger an. Gleichzeitige Artefakte, die diese Vermutung belegen, wurden allerdings nicht gefunden. Die größte Masse an Tierknochen, hauptsächlich Karibuknochen, wurde von Jägern erzeugt, die die Höhlen über mehrere Jahrtausende bis in die jüngste Zeit zu demselben Zweck aufsuchten. Um einige taphonomische Fragen zu subarktischen/arktischen archäologischen Fundstellen zu erhellen, wurden das Jagd- und Transportverhalten und die Zerlegungstechnik von Rentieren bei heutigen Grönländern untersucht, die teilweise noch traditionelle Methoden verwenden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2006, Assessment of age and season of death of West Greenland reindeer by counting cementum increments in molars. Documenta Archaeobiologiae 4 – Microscopic Examinations of Bioarchaeological Remains. Keeping Close Eye on Ancient Tissues. Eds. Gisela Gruppe & Joris Peters. Verlag Marie Leidorf GmbH (Rhaden/West. 2006), 125-140. 8 Abb, 4 Tab.
    Kerstin Pasda
  • 2008, Bone growth throughout the lifetime of reindeer. Beitrag zur Festschrift von H.-P. & M. Uerpmann. Manuskript, 13 S., 4 Abb, 2 Tab.
    Kerstin Pasda
  • 2009, Osteometry, osteological age and sex determination of the Sisimiut reindeer population (Rangifer tarandus groenlandicus). BAR British Archaeological Reports, Oxford. Manuskript, 317 S.
    Kerstin Pasda
  • „Connecting the presence with the past: Traditional hunting methods and archaeozoological investigations in central West Greenland“ ; Documenta Archaeobiologiae 7 (2009). Eds. Gisela Gruppe & Joris Peters. An ethnological approach to archaeozoology – The relationship man and animal
    Kerstin Pasda
 
 

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