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Die Subjektklitika des Chipaya: Ein pragmatischer Ansatz
Antragstellerin
Dr. Katja Hannß
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 370858026
Das geplante Projekt soll die pragmatische und syntaktische Distribution der Subjektklitika des Chipaya, einer isolierten Sprache Boliviens mit etwa 1800 Sprechern, behandeln.Die Chipaya Subjektklitika sind spezielle Klitika und nicht obligatorisch. Chipaya weist zwei Arten von Klitikkonstruktionen auf: (1) klitische Dopplungen, in denen die Subjektklitika mit einem koreferentiellen Subjektnomen oder -pronomen auftreten; (2) Subjektklitika ohne koreferentielle Subjektnomen oder -pronomen. Die Antragstellerin unterscheidet zwischen lexikalischer und anaphorischer Dopplung: Bei lexikalischen Dopplungen tritt das Subjektargument in Form einer lexikalischen Nominalphrase auf, während bei anaphorischer Dopplung das Subjektargument als Pronomen realisiert wird. Klitische Dopplungen mit Subjekten der ersten und zweiten Person sind anaphorisch, da diese stets pronominal kodiert werden. Subjekte der dritten Person können lexikalisch oder pronominal ausgedrückt werden; hier ist zwischen lexikalischer und anaphorischer Dopplung zu unterscheiden. Zudem werden im Chipaya Subjektargumente nur in bestimmten Tempora am Verb kodiert (mit Ausnahme der ersten Person Singular und Plural exklusiv); teilweise referiert nur das Klitik auf das Subjekt.Die syntaktische Distribution ist unklar. Cerrón-Palomino (2006: 172-175) analysiert die Subjektklitika als 'floating' und 'fokalisierend'; zudem träten sie an den Subjektpronomen auf. Gemäß den Daten der Antragstellerin weisen die Subjektklitika aber teilweise feste Positionen auf; zudem treten Subjektklitika der ersten und zweiten Person nicht an den entsprechenden Subjektpronomina auf. Die pragmatische und syntaktische Verteilung der Chipaya Subjektklitika ist bislang nur unzureichend erforscht. Entsprechend ist es das Ziel des Projektes, die pragmatische und syntaktische Distribution der Chipaya Subjektklitika eingehend zu untersuchen. Eine Hypothese ist, dass die pragmatische Verteilung mit der Aktivierung und Identifizierbarkeit der Subjektreferenten zusammenhängt. Bezüglich der syntaktischen Distribution schlägt die Antragstellerin folgende Verteilung vor: In Negativsätzen treten die Subjektklitika an der Negationspartikel auf; in allen anderen Satzarten stehen die Subjektklitika der ersten und zweiten Person per default am Objektargument, die der dritten Person am Subjektargument. Diese Thesen sollen in dem geplanten Projekt untersucht werden. Die pragmatische Verteilung soll anhand der Konzepte 'Aktivierung' und 'Identifizierbarkeit' überprüft werden; dazu wird der Faktor der '[r]eferential distance' herangezogen. Neue Subjektreferenten sollen außerdem auf Spezifität und Definitheit näher beleuchtet werden. Zudem soll überprüft werden, ob die Subjektklitika bevorzugt in Tempora ohne Subjektkodierung am Verb auftreten (mit Ausnahme der ersten Person Singular und Plural exklusiv). Für die syntaktische Verteilung sollen neben der Klitikkonstruktion auch Basis und Satzart untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen