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Netzwerkressourcen junger Erwachsener in der Berufseinmündungsphase

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 37558317
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Einstieg in das Erwerbssystem ist für den weiteren berufsbiographischen Verlauf von wesentlicher Bedeutung. Das DFG-Projekt stellt hierbei die sozialen Netzwerke, also die Beziehungen in der Familie, zu Freunden, Bekannten und Nachbarn in den Mittelpunkt der Betrachtung. Ziel des Projekts war es, die Leistungen der Netzwerke in der Phase der Berufseinmündung erstmals im Längsschnitt zu verfolgen und die Bedingungen zu analysieren, unter denen die Netzwerke der jungen Erwachsenen wirksam sind. Auf welche Weise trägt das Netzwerk der sozialen Beziehungen junger Erwachsener zu einem erfolgreichen oder einem missglückten Berufseinstieg bei? Auf der Basis der soziologischen Netzwerkforschung sowie der sozialen Unterstützungsforschung wurden sowohl strukturelle und funktionale Aspekte des Netzwerks berücksichtigt als auch individuelle Bedingungen (wie berufsbezogenes Explorationsverhalten). In Sekundäranalysen bereits vorliegender qualitativer Längsschnittdaten wurden die Veränderungen der Netzwerke und ihre Leistungen in der Berufseinmündungsphase mit fuzzy-set QCA (Qualitative Comparative Analysis) ausgewertet. Datengrundlage waren 264 biographische Leitfadeninterviews mit 88 jungen Erwachsenen, die im Rahmen des Projekts A6 „Erwerbsverläufe, soziale Netzwerke und Identitätsentwicklung junger Erwachsener“ des Sonderforschungsbereichs 333 der Universität München unter der Leitung von Heiner Keupp in drei Erhebungswellen erhoben wurden. Die Analysen zeigen, dass sich bei den gering qualifizierten jungen Männern, die eine Fördermaßnahme besucht hatten, neben dem Nicht-Vorhandensein eines physischen oder psychischem Handicaps, die kognitiv-instrumentelle Unterstützung aus dem persönlichen Netzwerk als notwendige Bedingung dafür erwies, nach spätestens fünf Jahren den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Beide Aspekte sind zugleich Teil einer hinreichenden Bedingungskonstellation für den gelungenen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Das individuelle Explorationsverhalten ist demgegenüber für diese Gruppe sekundär: Fehlendes oder gering ausgeprägtes berufsbezogenes Explorationsverhalten kann durch einen weiteren Netzwerkaspekt kompensiert werden, nämlich eine erwerbstätige Mutter mit entsprechenden Aspirationen und Orientierungen. Diese Bedingungen gelten offenbar nicht für die jungen Frauen, die zum ersten Erhebungszeitpunkt an einer Fördermaßnahme teilgenommen hatten. Nach fünf Jahren sind sie wesentlich schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als die jungen Männer. Erweist sich das soziale Netzwerk bei den jungen Männern mittelfristig als „Starthilfe“, muss die Rolle des Netzwerks bei den jungen Frauen differenzierter gesehen werden: Für den Einstieg in den Arbeitsmarkt erweisen sich familiale Beziehungen für Frauen eher als „Hemmschuh“. Insbesondere Fürsorgeverpflichtungen in der Herkunftsfamilie (die Pflege von Elternteilen oder die Betreuung jüngerer Geschwister) wirken sich nachhaltig hemmend aus. Netzwerkbeziehungen, die bei den Frauen zur „Starthilfe“ beim Einstieg in den Arbeitsmarkt werden können und die Integration ins Erwerbsleben unterstützen, sind vor allem neu geknüpfte Beziehungen zu Peers, am Arbeitsplatz, aber auch in der Fördermaßnahme.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010): Netzwerkkarten als Instrument zur Erhebung egozentrierter Netzwerke. In: Hans-Georg Soeffner (Hg.): Unsichere Zeiten. Verhandlungen des 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 6.-10. Oktober 2008, Jena. Frankfurt/ Main: Campus
    Hollstein, Betina & Jürgen Pfeffer
  • (2012): Starthilfe oder Hemmschuh? Arbeitsmarkteinstieg und soziale Netzwerke gering qualifizierter junger Erwachsener. In: Jürgen Mansel & Karsten Speck (Hg.): Jugend und Arbeit. Empirische Bestandsaufnahmen und Analysen. Weinheim, S. 79-99
    Behrmann, Laura & Betina Hollstein
  • (2012): Was heißt erfolgreicher Arbeitsmarkteinstieg? Wege gering qualifizierter junger Erwachsener in das Erwerbssystem. In: Hans-Georg Soeffner (Hg.): Transnationale Vergesellschaftung. Verhandlungen des 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 11.-15. Oktober 2010, Frankfurt/ Main. Frankfurt/ Main: Campus
    Behrmann, Laura & Betina Hollstein
 
 

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