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Fingierte Mündlichkeit in literarischen Texten: Interdisziplinäre Studien zwischen quantitativ-linguistischen und literaturwissenschaftlichen Ansätzen mit einem Schwerpunkt auf James Joyce' Ulysses

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 380283145
 
Das vorliegende Projekt an der Schnittstelle zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft untersucht fingierte Mündlichkeit in literarischen englischsprachigen Texten im Vergleich zu natürlicher gesprochener Sprache. Die Untersuchungen konzentrieren sich zunächst auf James Joyce' Ulysses und andere moderne Autoren, werden dann aber durch Vergleiche mit vormodernen sowie postmodernen Werken ergänzt. Die literarischen Texte werden mit Hilfe computerlinguistischer Werkzeuge und Ressourcen auf mehreren Ebenen annotiert, wobei neben lexikalisch-semantischen und syntaktischen Aspekten auch textlinguistische und diskurspragmatische Faktoren einbezogen werden. Die Annotationen werden zunächst automatisch erstellt und dann manuell bereinigt und ergänzt. Durch die Erstellung und Auswertung reichhaltiger Annotationen in einem umfangreichen Korpus literarischer Texte soll dabei ein Beitrag zum Methodenkanon der quantitativen Linguistik sowie auch zur empirischen Literaturforschung geleistet werden. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen fiktionalen Dialogen und natürlicher gesprochener Sprache werden mit Hilfe quantitativ-empirischer Methoden erfasst und interdisziplinär, linguistisch-literaturwissenschaftlich, ausgewertet und interpretiert. Diese Synthese zielt auf die Bearbeitung folgender Themenkomplexe ab: a) die systematischen und funktionalen Unterschiede zwischen natürlicher Mündlichkeit und ihrer literarischen Repräsentation im Rahmen der linguistischen Registeranalyse, b) die poetologischen Funktionen der festgestellten Spezifika in den literarischen Dialogen und c) die linguistischen sowie literarischen (narrativen) Strategien, auf die Autoren zur Herstellung von Authentizität zurückgreifen können. Diese Themen werden im Rahmen eines mehrdimensionalen Ansatzes bearbeitet. Intratextuell werden Passagen direkter Rede in ihrer Beziehung zu den nichtdialogischen, narrativen Anteilen, dann aber auch einzelne Sprecher und im Falle des Ulysses einzelne Kapitel separat analysiert und einander gegenübergestellt. Intertextuell werden authentischere und stilisiertere Dialoge von verschiedenen Autoren und Werken aus unterschiedlichen Epochen vom 18. bis 20. Jahrhundert untersucht und mit relevanten Registertypen nicht-literarischer Korpora verglichen. Der in dem Projekt verfolgte empirische Ansatz erlaubt es uns, durch die Verarbeitung größerer Datenmengen bestehende Konzepte und Theorien zur fingierten Mündlichkeit in wesentlichen Punkten zu ergänzen und ggf. zu validieren bzw. zu revidieren. Durch die Untersuchung eines Registertyps (fingierte Mündlichkeit), der systematisch zentrale Eigenschaften von Mündlichkeit und Schriftlichkeit kreuzt, wird darüber hinaus ein Beitrag zur Registerforschung angestrebt. In diesem Sinne verortet sich das Projekt in dem innovativen Forschungsgebiet der literary linguistics und trägt damit zur Überwindung der unseres Erachtens heute zu strikten Trennung von Sprach- und Literaturwissenschaft bei.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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