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Effekte von vorgeburtlichem Stress auf Sozialität und Gesundheit bei freilebenden Assammakaken

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244372499
 
Die Rolle der Individualentwicklung für Gesundheit und Krankheit wird noch immer debattiert. Sicher ist, dass widrige Umstände in der frühen Entwicklung langanhaltende Effekte auf Immunfunktion, systemische Krankheiten, Gehirnentwicklung, Erwerb von Fähigkeiten und Verhalten von Tier und Mensch haben können. Diese Effekte werden als Folge von Hemmnissen ungestörter Individualentwicklung erklärt oder als angepasste Entwicklungsplastizität, die evolvierte Antworten auf Bedingungen in späteren Lebensphasen erlaubt. Die Hypothese der internen prädiktiven adaptierten Antwort (PAA) besagt, dass frühe Widrigkeiten den Zustand des sich entwickelnden Individuums kausal verändern, dass dieser Zustand in spätere Lebensphasen hinein persistiert, und dass dieser spätere Zustand einen veränderten Phänotyp hervorbringt, mit Fitnessvorteilen gegenüber einem unveränderten Phänotyp oder demselben Phänotyp, der aber ohne veränderten internen Zustand zustande gekommen ist. Nach der internen PAA Hypothese führen frühe Widrigkeiten zu verkürzter Lebenserwartung, was das Individuum veranlasst, Lebenstempo, Reifung und Reproduktionsrate auf Kosten von Erhaltungsfunktionen und Qualitätsattributen zu erhöhen. Vor diesem evolutionsbiologischen Hintergrund werden Daten generiert, um unter Berücksichtigung von Gesundheitseinflüssen den Effekt früher Widrigkeiten auf späteres Sozialverhalten zu untersuchen, Effekte die bisher selten in größeren Gruppen unter natürlichen Bedingungen gemessen wurden. Unsere eigenen Vorarbeiten an freilebenden Assammakaken haben ergeben, dass vorgeburtlicher mütterlicher physiologischer Stress (VMPS) im Nachwuchs Wachstum, Erwerb motorischer Fähigkeiten und Infektionen in den ersten 18 Monaten beeinflusst. Hier planen wir ein Querschnittsdesign, um in verschiedenen Lebensphasen den Einfluss von VMPS auf Wachstum, Körpergöße, Muskelmasse, Reichtum der Magendarmparasitengemeinschaft, Zusammensetzung der Darmflora, Grundwerte an physiologischem Stress, Reaktivität der HPA Achse, soziale Integration, soziale Bindungen, Überleben und Reproduktion der Nachkommen zu untersuchen. Die Studie ist insofern prospektiv, dass seit 2007 diskontinuierlich Proben zur Messung des VMPS genommen wurden und alle abhängigen Variablen jetzt gemessen werden sollen. Longitudinale Analysen von Daten der Fokustiere der vorausgegangenen Untersuchung erlauben potenzielle Interkationen zwischen Effekten aus verschiedenen sensitiven Phasen zu untersuchen. Das Vorhaben ist eng mit Projekten der Forschergruppe vernetzt, die die unterschiedlichen Rollen von sozialer Integration und sozialen Bindungen, Quellen und Konsequenzen von Variation in physiologischem Stress oder die Kovariaten von Variation in Magendarmparasiten und flora untersuchen. Das Vorhaben trägt zum übergeordneten Ziel, das Verständnis der Verknüpfung von Sozialität, Gesundheit und Fitness zu verbessern, bei, indem es eine Entwicklungsperspektive auf den Zustand Adulter hinzufügt.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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