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Symbolische Konflikte, Beschreibungen von Gesellschaft und Legitimationsstrategien. Zum Verhältnis von literarischem Diskurs und soziopolitischen Veränderungen im frühen XVI. Jahrhundert
Antragsteller
Dr. Laurent Cantagrel
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 38109839
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, literarische Diskurse der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts unter dem Aspekt ihrer Interaktion mit der symbolischen Dimension der soziopolitischen Ordnung zu untersuchen. Ausgehend davon, dass die Literatur der Renaissance keine Autonomie gegenüber anderen Diskursen (Religion, Politik u.ä.) besaß, und dass ihr Selbstverständnis sich nicht auf ihre ästhetischen Aspekte beschränkte, soll sie als Beschreibung von Gesellschaft und zugleich hinsichtlich ihrer Positionierung in Konflikten um die symbolischen Machtordnungen betrachtet werden.Zunächst werden pragmatisch ausgerichtete Werke humanistischer Autoren im Hinblick auf ihre Entwürfe einer sozialen Ordnung analysiert. Die pragmatische Absicht ihres Projekts führt die lettrés dazu, neue Beschreibungen von Gesellschaft zu verfassen, die durch humanistische Kategorien und Werte strukturiert sind. Zugleich entwickeln sie diskursive Strategien, um diese Beschreibungen zu legitimieren und sich dadurch als soziale Gruppe zu etablieren. Hier gilt es, diese Strategien mit den Referenzdiskursen und der Semantik, die sie unterstützen, zu analysieren.Desweiteren werden narrative Werke als Inszenierung symbolischer Wertesysteme auf der Folie soziopolitischer Veränderungen untersucht: Hauptgegenstand dieser systematisch angelegten Analyse historischer Semantik ist das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Codes im Heptaméron von Marguerite de Navarre. Dadurch, dass diese auf narrativ konstruierte Grenzsituationen angewandt und untereinander auf ihre Kompatibilität bzw. Unverträglichkeit überprüft werden, entsteht die Möglichkeit, neue semantische Felder zu konturieren: Es soll insbesondere die Eröffnung einer semantischen Sphäre des Privaten, des Individuellen, als bestimmten Diskursen eingeschriebene Möglichkeit der Negation der öffentlichen Dimension von Verhaltenscodes untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen