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Infraschall und seine Bedeutung für den Hörschall

Fachliche Zuordnung Akustik
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 381242260
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Zahl der Menschen, die akustischen Expositionen durch Infraschall ausgesetzt sind, wächst. Es ist bekannt, dass einige Menschen besonders empfindlich darauf reagieren und dass ihre Lebensqualität durch eine Reihe von Beschwerden (Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Unruhe, Migräne) erheblich eingeschränkt ist. Wie der Infraschall vom Menschen verarbeitet wird, ist jedoch weitestgehend ungeklärt. Ziel des Projektes war es, die Mechanismen der Wahrnehmung von Infraschall und tieffrequentem Schall zu erforschen. Der Fokus lag dabei auf der Wahrnehmung des Infraschalls durch das Gehör. Eine Hypothese, wie Infraschall gehört wird, war, dass das Gehör nichtlineare Verzerrungen erzeugt, deren Frequenzen im Hörschallbereich liegen. Um das zu untersuchen, musste zunächst sichergestellt werden, dass die Verzerrungen nicht durch das Wiedergabesystem für die Infraschallstimuli selbst erzeugt werden. Daher stand am Anfang des Projekts die Entwicklung verzerrungsfreier Infraschall-Wiedergabetechnik sowie empfindlicher Gehörgangsmesstechnik. Diese wurde in den Ohren von Probanden verwendet, um die gehörspezifischen nichtlinearen Verzerrungen zu quantifizieren. Es wurde untersucht, inwieweit diese mit den Ruhehörschwellen der Versuchspersonen zusammenhängen. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese der Hörbarkeit von Infraschall durch nichtlineare Verzerrungen nicht. Eine alternative Hypothese zur Infraschallwahrnehmung ist, dass der Hörschall durch den Infraschall moduliert und letzterer dadurch wahrnehmbar wird. Im Einklang mit dieser Hypothese konnte in Hörversuchen gezeigt werden, dass der Infraschall die Wahrnehmung von Pegelschwankungen im Hörfrequenzbereich beeinflusst. Neben der Testung dieser Hypothesen wurde im Projekt die generelle Charakterisierung der Infraschallwahrnehmung bezüglich der spektralen und der zeitlichen Integration untersucht. Auf Grundlage der Ergebnisse sowohl der Hörversuche als auch der technischen Messungen im Gehörgang wurden Modelle zur Infraschallwahrnehmung entwickelt. Es wird davon ausgegangen, dass langfristig die Erkenntnisse des Projektes als Grundlage für die Entwicklung eines Regelwerks zum Schutz vor gesundheitlichen Schäden durch Infraschall und die adäquate Beschreibung der Emissionsparameter von Infraschallquellen genutzt werden. Die Erkenntnisse sind daher für den Gesundheitsschutz (Schutz vor schädlicher Infraschallimmission) und die wirtschaftliche Entwicklung (Infraschallemission, z. B. Hersteller und Betreiber von Windkraftanlagen) von Bedeutung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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