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Big Two - Eine Untersuchung der kognitiven Repräsentation der "Big Two" Dimensionen der sozialen Kognition

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 381588999
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zwei zentrale Dimensionen der Personenwahrnehmung und sozialen Urteilsbildung sind die als „Agency“ und „Communion“ (manchmal auch als die „Big Two“) bezeichneten Dimensionen. Communion, unterteilbar in die Facetten Wärme und Moralität, spiegelt dabei das Bedürfnis nach positiven sozialen Beziehungen wider. Agency, unterteilbar in die Facetten Durchsetzungsfähigkeit und Kompetenz, bezieht sich auf das Bedürfnis nach Selbstbehauptung und Zielerreichung. Das vorliegende Projekt testete die Hypothese, dass Communion – insbesondere die Moralitäts-Facette – kategorialer verstanden und angewendet wird als die Agency-Facette, dass also soziale Urteile bezüglich Moralität eher als kategoriale Entscheidung gefällt werden als soziale Urteile bezüglich Kompetenz und Durchsetzungsfähigkeit. Abgeleitet wurde diese Hypothese aus der unterschiedlichen Bedeutung von Communion/Moralität und Agency für Annäherungs- und Vermeidungsentscheidungen in der sozialen Interaktion. Die vorhergesagte kategorialere Struktur von Communion/Moralität hätte neben wichtigen theoretischen auch potenziell gravierende forschungspraktische Implikationen, insbesondere für die Anwendung verschiedener Messmethoden zur Erfassung der Big Two. Um die Hypothese zu testen, wurden insgesamt 5 Experimente mit insgesamt N = 1198 Versuchspersonen durchgeführt (sowie 101 weiteren Personen, die als unabhängige Rater:innen fungierten). Zunächst sollten deutsche und polnische Versuchspersonen die Namen von jeweils 40 ihnen persönlich bekannten Personen auf einem Computerbildschirm so anordnen, dass die räumliche Anordnung der Ähnlichkeit dieser Personen hinsichtlich einer Communion- bzw. einer Agency-Facette entspricht. Für Communion (und je nach Auswertungsmethode darunter insbesondere die Moralitätsfacette) entstanden dabei hypothesenkonform kategorialere (stärker geclusterte) Anordnungen als für Agency. In zwei weiteren Studien wurde dann überprüft, inwiefern die Einschätzung von Personen auf bipolaren Skalen für Communion (wieder insbesondere Moralität) extremer und damit kategorialer ausfällt als für Agency. Diese Hypothese konnte insbesondere für Personen aus dem privaten persönlichen Umfeld bestätigt werden. Für Personen aus dem beruflichen Umfeld erwiesen sich Einschätzungen bzgl. Kompetenz als ähnlich extrem. Für Personen aus der Politik fanden wir demgegenüber sogar eine extremere Einschätzung hinsichtlich der Agency-Facetten. Wir interpretieren diese Kontexteffekte als ein Resultat der unterschiedlichen Bedeutung verschiedener Facetten in verschiedenen Kontexten – wobei für die Einschätzung von Politikerinnen und Politikern alternative Erklärungen in der aktuellen Pandemie-Situation liegen, in der die Datenerhebung durchgeführt wurde. Abschließend wurde in zwei weiteren Studien überprüft, inwiefern Unterschiede in der Struktur von Communion und Agency Forschungspraktische Implikationen für die Leichtigkeit haben, mit der Versuchspersonen soziale Urteile anhand verschiedener Arten von Skalen fällen (kategoriale Entscheidung, bipolar siebenstufige Ratingskala sowie unipolar siebenstufige Ratingskala). Dabei fanden wir keine Unterschiede in der subjektiven oder objektiven Leichtigkeit, mit der die Versuchspersonen andere hinsichtlich der Agency- und Communion-Facetten einschätzten. Zusammengefasst lieferte das Projekt Belege für eine kategorialere Struktur von Communion, identifizierte zugleich Randbedingungen dafür und kann hinsichtlich gravierender forschungspraktischer Implikationen Entwarnung für die bisherige und zukünftige Big Two-Forschung geben.

 
 

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