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Willensmenschen. Poetik und Energetik eines Vermögens in der frühen Moderne

Subject Area German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2007 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 38192045
 
Am Ende des 19. Jahrhunderts rückt ein menschliches Vermögen in den Vordergrund: der Wille. Hatten die jüngeren Forschungen zur Nervosität um 1900 erste Hinweise auf den Zusammenhang von früher Moderne und Willensdiskurs gegeben, so nimmt das Arbeitsvorhaben den Konnex systematisch auf. Gerade der Naturalismus thematisiert beharrlich ein Vermögen, das in neuartiger Weise an thermodynamischen Konzepten von Kraft und Energie orientiert wird. Das Vorhaben folgt dabei der These, dass sich der Wille in dieser modernisierten Form in zwei gegenläufige, kulturell gleichwohl höchst deutungsfähige Tendenzen - Kraft und Steigerung einerseits, Energieverlust und Dissipation andererseits - zerteilt und im Naturalismus spezifische literarische Figurationen ausbildet: im sozialen Roman das Erzählmodell des Daseinskampfes, im naturalistischen Drama einen Dezisionismus der ‚reinen’ Willenstat, im gesamten Gattungsspektrum eine Ästhetik der Entropie, die auf den fortschreitenden Zusammenbruch von Wahrnehmungssynthesen und ihrer willentlichen Bewältigung reagiert. So weit der Wille Grundlagen sozialer Vergemeinschaftung, wie sie zeitgleich am sozialem Roman und an der frühen Soziologie sichtbar werden, beherbergt, ist er an der Genese von sozialtheoretischen Selbstbeschreibungen der Moderne (Tönnies, Simmel, Weber, Durkheim) beteiligt. Das Vorhaben folgt damit der Hypothese, dass der Naturalismus eines der Schlüsselelemente der kulturellen Moderne bildet.
DFG Programme Research Fellowships
 
 

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