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Neuronale Kommunikation zwischen Mentalisierungs- und Arbeitsgedächtnis-Prozessen in sozialer Kognition

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 382409655
 
Stellen Sie sich vor, Sie waren Ihr ganzes Leben schon irgendwie anders. Sie fühlen sich in Konversationen unwohl, Sie können die Geschichten anderer Personen nicht nachvollziehen und sind von deren Reaktionen oft überrascht. Für unzählige Personen, die subklinische Defizite in sozialer Kognition aufweisen, und für fast alle, die an einer psychischen Krankheit leiden, ist dies alltäglich. Soziale Kognition ist heutzutage eines der wichtigsten Forschungsthemen der Neurowissenschaften. Weitere Forschung wird benötigt, um das Zusammenspiel von Mentalisierung (d.h. die Fähigkeit, sich und anderen mentale Zustände zuzuschreiben) und Arbeitsgedächtnis (d.h. die vorübergehende Speicherung und Manipulation von Informationen) und somit soziale Kognition zu verstehen und optimierte Behandlungsmethoden ableiten zu können.Ziel des Projekts ist es, die neuronalen Korrelate der sozialen Kognition zu untersuchen und zwar insbesondere die zugrundeliegenden oszillatorischen Kommunikationsmechanismen. Dafür wird die Methode der Elektroenzephalographie (EEG) mit der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) kombiniert. Dieses Verfahren lässt kausale Schlussfolgerungen auf Funktionen von bestimmten Gehirnarealen zu. Unser Versuchsdesign enthält sowohl Aufgaben mit sozialen Inhalten als auch die üblicherweise genutzten verbalen und räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnis-Aufgaben. Um zu untersuchen, wie der präfrontale Kortex kognitive Ressourcen kontrolliert, wird die kognitive Anforderung der Aufgaben variiert. Untersuchungen von Personen mit autistischen Charaktereigenschaften sollen Aufschluss darüber geben, ob die gefundenen neuronalen Kommunikationsmechanismen sowohl die autistischen Merkmalsausprägungen als auch die Leistung in sozialer Kognition erklären können.Hierfür wird untersucht, wie die Theta Oszillationen im Frequenzbereich von 4-8 Hz im präfrontalen Kortex die Gamma Oszillationen (30-100 Hz) in posterioren Gehirnarealen kontrollieren. Wir nehmen an, dass in allen Modalitäten (sozial, verbal, räumlich-visuell) kognitive Ressourcen durch eine Kopplung zwischen der Theta Phase und Gamma Amplitude kontrolliert werden. Bei hoher kognitiver Anforderung werden die posterioren Gamma Oszillationen an die erregende und bei niedriger kognitiver Anforderung an die hemmende Theta Phase gekoppelt.Die Modalität der Aufgabe entscheidet, welche präfrontalen Regionen diesen Kommunikationsmechanismus steuern. Wir nehmen an, dass der dorsolaterale präfrontale Kortex (DLPFC) für Prozesse des Arbeitsgedächtnisses verantwortlich und somit an Aufgaben in allen Modalitäten beteiligt ist. Der dorsomediale präfrontale Kortex (DMPFC) ist für Mentalisierungsprozesse nötig und kooperiert in der räumlich-visuellen und sozialen Modalität mit dem DLPFC.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Paul Sauseng
 
 

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