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Industrielle Entwicklung in Unsicheren Zeiten: Industrielle Arbeit, Maoistische Revolution und Naturkatastrophen in Nepal; eine Ethnographie.
Antragsteller
Dr. Michael Hoffmann
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 386335074
Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte und Aufstände: Der Globus erlebt eine Periode der Unsicherheit und Destabilisierung. Die weltweite Krise trifft vor allem die ärmsten Regionen der Welt hart. Dieses Projekt konzentriert sich auf ein Land, das besonders stark betroffen ist: Nepal. Hier gibt es eine politische und wirtschaftliche Krise die seit dem Ende der Maoistischen Revolution in 2006 anhält. Durch das Rekord-Erdbeben im April 2015 mit Tausenden Toten wurden zudem in vielen Gebieten des Landes große Teile der Infrastruktur zerstört. Mithilfe dieses Forschungsprojekts soll aus anthropologischer Perspektive untersucht werden, wie sich die industrielle Entwicklung in diesen Zeiten extremer Unsicherheit und Krisen vollzieht. Ziel des Projektes ist, einen empirischen und theoretischen Beitrag zur Erforschung zeitgenössischer Industrialisierungsprozesse in Zeiten großer Ungewissheit zu leisten. Anstelle der Suche nach großen alternativen Modellen für die zeitgenössische Situation der industriellen Arbeit im globalen Süden konzentriert sich dieses Projekt auf konkrete lokale Industriegebiete in Nepal, die durch eine Geschichte bewaffneter Konflikte und Naturkatastrophen gekennzeichnet sind. In diesem Milieu großer Unsicherheit, das für viele Orte im globalen Süden charakteristisch ist, zielt das Projekt darauf ab, eine ethnographisch fundierte Theorie für das Verständnis der Industrialisierung unter Bedingungen großer Ungewissheit zu entwickeln. Wie verändern sich soziale Beziehungen innerhalb einer Fabrik nach einer Maoistischen Revolution? Kann ein Industriearbeitsplatz zur Traumabewältigung nach einem Erdbeben dienen? Solche und vielen weiteren Fragen untersucht das Projekt.Die Studie basiert in erster Linie auf einer neun Monate langen ethnographischen Feldarbeit in Lebensmittelfabriken in Kathmandu und in ihrer unmittelbaren Umgebung. Im Laufe dieser Zeit beabsichtige ich, alle Fabriken innerhalb des Gebiets zu besuchen und Umfragen mit Arbeitgebern, Mitarbeitern und Arbeitsverbänden durchzuführen, um einen allgemeinen Überblick über die Arbeitsbedingungen zu erhalten. Eines meiner Ziele besteht darin, zu verstehen, wie Arbeiter ihre Arbeit auf verschiedenen Ebenen der industriellen Hierarchie und in verschiedenen räumlichen Arenen (innerhalb / außerhalb der Fabrik) konzeptualisieren, verstehen und bewerten. Ich plane zwei oder drei Unternehmen auszuwählen, in denen ich teilnehmende Beobachtung am Arbeitsplatz durchführen werde. Die Industrialisierung in Zeiten politischer Krisen und Katastrophen ist auch eines der zentralen Themen in anderen südasiatischen Ländern wie zum Beispiel Pakistan oder Bangladesch. Die Forschung auf diesen Gebieten kann wesentlich zu einem tieferen Verständnis dafür beitragen, wie Industrielle, Manager und Arbeiter mit diesen Phänomenen umgehen, sowie zur Ausarbeitung neuer Ansätze auf der Ebene von staatlicher Politik, öffentlicher Debatte und zivilgesellschaftlichen Aktivismus führen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen