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Magnetokristalline und strukturelle Phasenumwandlungen der Verbindungen MOCl (M = Ti, V, Cr, Fe) in Abhängigkeit von Druck und Temperatur.

Fachliche Zuordnung Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 386411512
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Schichtverbindungen MOCl (M = Ti, V, Cr, Fe) sind paramagnetisch bei Normalbedingungen. Die Orbitalordnung der ungepaarten 3d-Elektronen der M3+ Ionen ist verantwortlich für die niedrigdimensionalen magnetischen Eigenschaften, wobei der magnetisch frustrierten Kristallstruktur des orthorhombischen FeOCl Strukturtyps eine wesentliche Rolle zukommt. Beim Abkühlen entsteht ein Spin-Peierls-Zustand in TiOCl (Ti3+ hat ein einziges 3d Elektron) und antiferromagnetische (AFM) Ordnung in VOCl, CrOCl und FeOCl. Die AFM Ordnung wird ermöglicht durch eine starke magnetoelastische Kopplung, wobei eine monokline Gitterverzerrung die magnetische Frustration aufhebt. Steigender Druck bei Raumtemperatur führt zu Phasenumwandlungen für alle MOCl bei einem kritischen Druck von pc ≈ 15 GPa. Diese Phasenumwandlung ist rein Strukturell, ohne eine magnetische Komponente. Oberhalb von pc existiert eine modulierte, d. h. aperiodische Kristallstruktur, die, im Vergleich zum FeOCl Strukturtyp, zu optimalen Cl–Cl Abstände in den Van-der-Waals-Lücken zwischen den Schichten MOCl führt. Im Projekt wurden Hochdruck (HP), Tieftemperatur (LT) Einkristallröntgenbeugung (SXRD) Experimente an MOCl Kristallen durchgeführt. FeOCl hat eine Phasenumwandlung von paramagnetisch nach monoklin–AFM bei TN = 81 K und Normaldruck. Wir haben einen positiven Druckkoeffizienten ∆TN/∆p = 2.13 K/GPa gefunden, welcher mit der Druckabhängigkeit der Kristallstruktur erklärt werden kann. CrOCl zeigt ein ähnliches, aber in Detail anderes Verhalten, ebenfalls mit einem positiven Druckkoeffizienten der magnetischen Phasenumwandlung. Die strukturelle Phasenumwandlung bei Raumtemperatur und pc ≈ 15 GPa findet innerhalb der orthorhombischen paramagnetischen Phase statt. Dieselbe Umwandlung bei pc ≈ 15 GPa findet bei tiefen Temperaturen innerhalb monoklinen oder triklinen, AFM geordneten Phasen statt. Die monokline und trikline Gitterverzerrungen sind bei hohen Drücken sehr viel Größer als bei tiefer Temperatur und Normaldruck. Diese Eigenschaft könnte für die rezent untersuchten Monoschicht-Materialien MOCl für Spintronik-Anwendungen, sowie für Van-der-Waals-Heterostrukturen von Bedeutung sein. TiOCl hat Phasenumwandlungen zu einem c-Achsen-monoklinen, inkommensurablen Spin-Peierls-Zustand bei Tc2 = 91 K und einem a-Achsen monoklinen, kommensurablen Spin-Peierls-Zustand bei Tc1 = 67 K. Unter Einbeziehung der Literatur konnten wir ein vorläufiges (p,T) Phasendiagram erstellen, dass große positive Druckkoeffizienten ∆Tc1/∆p und ∆Tc2/∆p zeigt, so dass die inkommensurablen Übergang bei Raumtemperatur bei etwa 7 GPa stattfindet. Eine Besonderheit ist ein "reentrant" Verhalten der inkommensurablen Spin-Peierls-Phase, welche unterhalb T ≈ 200 K ab p ≈ 8 GPa entsteht und ab pc ≈ 15 GPa mit der strukturellen Modulation koexistiert. Eine vertiefte Analyse der (p,T)-Abhängigkeit der Kristallstrukturen und deren mögliche Konsequenzen für die magnetischen Wechselwirkungen ist zur Zeit in Bearbeitung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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