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Soziale Konsequenzen und Spezifität intrapersoneller Dis-Synchronie bei der Autismus-Spektrum-Störung und anderen Störungen sozialer Interaktion​

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387494903
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sind Kernsymptome der Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Funktionale soziale Interaktion basiert auf einer gut koordinierten Kommunikation zwischen Personen, die als interpersonelle Synchronie konzeptualisiert und gemessen werden kann. Als Grundlage hierfür wurde in diesem Forschungsprogramm die intrapersonelle Synchronie untersucht, also die zeitliche Koordinierung von Kommunikationskanälen der einzelnen mit einer anderen Person interagierenden Versuchsperson. Zu diesem Zweck haben wir Abweichungen der intrapersonellen Koordinierung von Blick und Gestik sowie ihre Auswirkungen auf die Kommunikationseffizienz und Eindrucksbildung im Gegenüber untersucht. Obgleich das Projekt auf intrapersonelle Prozesse abzielte, wurde intrapersonelle Synchronie innerhalb von Interaktionsszenarien gemessen und getestet, die Dyade war also essentieller Bestandteil der Untersuchungen. Intrapersonelle Synchronie kann damit als Fundament für interpersonelle Prozesse gesehen werden. Die Ergebnisse des Projektes liefern wichtige Indizien dafür, dass sich nicht nur die Produktion, sondern auch die Perzeption von und damit die Reaktion auf intrapersonelle Dys-Synchronie bei Personen mit und ohne ASS auf zeitlicher Ebene unterschiedlich manifestieren. Dies verbessert unser Verständnis der reduzierten Reziprozität und verringerten interpersonellen Synchronie bei ASS. Die Ergebnisse dieses Projektes tragen in der Summe dazu bei, kommunikatives Verhalten bei Erwachsenen mit ASS besser verstehen und beschreiben zu können und damit auf lange Sicht hin objektive Diagnosemarker etablieren zu können. Die hypothesenkonforme Dys- Synchronie zwischen Blick und Gestik bei Personen mit ASS, die wir in Studie 1 gefunden haben, ist konform mit ähnlichen früheren Befunden aus dem Jugendalter und möglicherweise auch auf Kombinationen anderer Kommunikationskanäle übertragbar (z.B. Sprache und Blick). Des Weiteren liefern die Ergebnisse dieses Projektes wichtige Einsichten in den Zusammenhang zwischen nicht-sozialen, sensorisch-motorischen Prozessen mit sozial-kommunikativen Prozessen bei ASS. Die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen sozialen und nicht-sozialen Prozessen erscheint angesichts der Hinzunahme sensorischer Auffälligkeiten in den Diagnosekatalog von ASS unerlässlich. Dass sich Synchronisierungsverhalten bei Personen mit ASS in sozialen und nichtsozialen Domänen differenziert zeigt, steht in Kontrast zu einem domänenübergreifenden Synchronisierungsstil bei Personen ohne ASS und wirft die Frage für Folgestudien auf, ob und wie sich die Zusammenhänge zwischen atypischer sensorischer Verarbeitung und Kommunikationsverhalten über die Ontogenese verändern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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