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Gedächtnis für Stimmen: Die Rolle von Aufmerksamkeit

Antragstellerin Dr. Romi Zäske
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387517162
 
Die menschliche Stimme wurde vorrangig als Träger von Sprache untersucht. Jedoch hängt erfolgreiche zwischenmenschliche Kommunikation nicht nur von der korrekten Entschlüsselung des linguistischen Gehalts einer Nachricht ab, sondern auch von der Fähigkeit, nicht-linguistische Signale aus der Stimme zu extrahieren. Zu den wichtigsten nicht-linguistischen Signalen der Stimme gehören Geschlecht, Alter, emotionaler Zustand und Identität des Sprechers. Aktuelle Modelle der Personenwahrnehmung gehen von einer modularen und hierarchischen Organisation der Verarbeitungspfade für Stimmen aus (Barton & Corrow, 2016). Wegen des starken Fokus auf die Erkennung bekannter Sprecher erklären diese Modelle jedoch nicht, (i) wie neue Stimmenrepräsentationen für zunächst unbekannte Sprecher während des Lernens entstehen, oder (ii) wie andere nicht-linguistische Signale neben der Sprecheridentität, wie z.B. Sprechergeschlecht, im Gedächtnis repräsentiert sind. Zudem sind die kognitiven und neuronalen Mechanismen, die der Verarbeitung nicht-linguistischer stimmlicher Signale unter verschiedenen Bedingungen selektiver Aufmerksamkeit zugrunde liegen, weitgehend unerforscht. Um der Frage nachzugehen, in welchem Ausmaß die Gedächtnisrepräsentation für Stimmenidentität und -geschlecht von der aufmerksamen Verarbeitung von Stimmen abhängt, werden zwei Forschungsschwerpunkte vorgeschlagen mit je zwei Experimenten (E1 bis E4). Aufbauend auf unseren wegweisenden Befunden zu elektrophysiologischen Korrelaten des Stimmenlernens (Zäske, Volberg, Kovacs, & Schweinberger, 2014) wird der erste Schwerpunkt Verhaltenseffekte und elektroenzephalographische (EEG) Korrelate des Lernens und Wiedererkennens von neugelernten Stimmen unter Manipulation selektiver Aufmerksamkeit in gesunden Probanden untersuchen. Konkret werden Effekte von inzidenteller vs. intentionaler Enkodierung (E1) und visueller Aufgabenschwierigkeit (E2) auf das explizite Stimmengedächtnis untersucht. Der zweite Schwerpunkt untersucht den Einfluss räumlich-selektiver Aufmerksamkeit auf das Stimmengedächtnis bei Patienten mit gestörtem räumlichen Aufmerksamkeitsfokus: hierfür messen wir Verhaltenseffekte von perzeptueller Adaptation auf die Wahrnehmung des Stimmengeschlechts bei Patienten mit räumlichem Hemineglekt (E3) und monauralem Tinnitus (E4). Insgesamt zielen die verwendeten Paradigmen auf ein breites Spektrum selektiver Aufmerksamkeitsfunktionen ab, um möglichst verschiedene alltagsrelevante Höranforderungen abzubilden. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse maßgeblich zum Verständnis der kognitiven und neuronalen Mechanismen beitragen, die dem Stimmengedächtnis unter Einfluss verschiedener selektiver Aufmerksamkeitsbedingungen zugrunde liegen. Darüber hinaus können die Patientenstudien zur genaueren Charakterisierung von häufigen klinischen Störungsbildern sowie mittelfristig zur Entwicklung von Modellen und diagnostischen Instrumenten für auditive Aufmerksamkeitsdefizite bei Hemineglekt und Tinnitus beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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