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Phylogenetische Muster und funktionelle Morphologie der muskulo-skelettalen Architektur der Schultergürtel bei Froschlurchen (Lissamphibia: Anura)

Fachliche Zuordnung Systematik und Morphologie der Tiere
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387723284
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die muskulo-skelettale Architektur des Brust-Schultergürtels der Froschlurche (Anura) ist erstaunlich divers. Unterschiedliche Muskelanordnungen werden auf unterschiedliche ausgeformten skelettalen Elementen verankert. Das Projekt untersuchte, welche Zusammenhänge es zwischen dieser anatomischen Vielfalt, der Stammesgeschichte (Phylogenie) und den Lebensweisen, in Form von Kategorien der Fortbewegungsmodi, geben könnte. Um die Fragen anzugehen wurden Arten aus 31 der 52 derzeit unterschiedenen Froschfamilien im Projekt untersucht. Ihre Brust-Schultergürtel wurden aufwendig mittels micro-Computertomographie (µCT) rekonstruiert und nach Methoden der geometrischen Morphometrie mit Hilfe von gesetzten Landmarken virtuell dreidimensional vermessen. Hierzu wurden aufwendige Voruntersuchung angestellt, um zu klären, ob Messfehler eine Gefahr für die Analysen und Schlussfolgerungen darstellen konnten. In Messreihen wurde die Genauigkeit von 3D-Landmarkensetzungen untersucht und geprüft, in wie weit der Schritt vom Volumendatensatz (µCT) zur messbaren Oberfläche zur Varianz beiträgt und standardisiert werden muss. Es konnten hier Erkenntnisse gewonnen und Empfehlungen formuliert werden, die bei ähnlichen Studien zur 3D-geometrischen Morphometrie von CT Daten zur Verminderung von Varianz genutzt werden können. Die nach standardisierten Aufbereitungsschritten charakterisierten und vergleichbar gemachten Formen des Brust-Schultergürtels wurden statistisch ausgewertet und in einer Suche nach Mustern mit der existierenden Stammbaumhypothese sowie den Fortbewegungsweisen der Froschlurche abgeglichen. Besonders deutlich unterschieden sich grabende von nicht-grabenden Arten in Bau und Form des Schultergürtels. Diese Unterschiede waren auch bei nahe verwandten Arten feststellbar. Grabende Arten zeigen die Tendenz das Drehmoment der Kraftwirkung durch Hebelarme zu erhöhen, die die Kraftwirkung begünstigen. Andere Fortbewegungsweisen (hüpfen, springen, schreiten, schwimmen) waren oft mit unterschiedlichen Schultergürtel-Ausformungen realisiert. Das heißt, eine gewissen Bandbreite von strukturellen Lösungen kann geeignet sein, eine bestimmte Funktion (z. B. hüpfenden Fortbewegung) zu leisten. Eine Funktion bedingt nicht zwingend nur eine strukturelle Lösung. Dennoch zeigen verwandte Arten oft auch Ähnlichkeit in skelettalen Merkmalen, wie zum Beispiel in der Form des Schulterblatts (Scapula)—ein Effekt gemeinsamer Abstammung. Die hier untersuchten Fortbewegungsmodi sind nur ein Teil des Funktionsspektrums des Brust-Schultergürtels der Froschlurche. Andere Funktionen (Fortpflanzung, Nahrungsaufnahmen) könnten zur beobachten strukturellen Vielfalt beitragen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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