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Strategien des politischen Gegenwartstheaters in Osteuropa
Antragsteller
Dr. Niklas Füllner
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387906603
Das international ausgerichtete Forschungsprojekt analysiert die Strategien des politischen Theaters in Osteuropa zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Es geht von der Beobachtung aus, dass das politische Theater in weiten Teilen Europas im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends einen Aufbruch und zugleich deutliche Veränderungen erfahren hat, eine Entwicklung, die parallel auch in Form einer Politisierung auf gesellschaftlicher Ebene zu beobachten ist. Das Forschungsprojekt richtet seinen Fokus auf Osteuropa und damit auf die Länder, die in den letzten 25 Jahren einen radikalen kulturellen und politischen Wandel erlebt haben, nachdem sie jahrzehntelang unter sowjetischem Einfluss gestanden hatten. Die Wahl fällt auf diese Region, da sie zum einen in der öffentlichen auf Westeuropa zentrierten Wahrnehmung bisher von der internationalen Theaterwissenschaft nicht ausreichend in den Blick genommen wurde, und da hier zum anderen im Hinblick auf die enormen politischen Umwälzungen und gesellschaftlichen Unsicherheiten ein besonders großes Potenzial für politisches Theater auszumachen ist.Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Gegenwart politischer Theaterformen in Osteuropa zu untersuchen und kritisch abzubilden, die Ergebnisse jedoch nicht mit nationalen Zuordnungen zu verknüpfen, sondern diese als charakteristisch für eine bestimmte Strömung des politischen Theaters zu begreifen. Dabei werden die historisch und kulturell gewachsenen Differenzen zwischen den einzelnen Nationalkulturen berücksichtigt. Die zentrale und projektleitende Fragestellung ist: Welche dramaturgischen, ästhetischen und performativen Strategien verfolgt das politische Gegenwartstheater in Osteuropa heute? Diese Frage soll anhand von Fallstudien zu Inszenierungen von Theatermachern aus unterschiedlichen Ländern in Osteuropa jeweils nach dem gleichen analytischen Raster untersucht werden. Als methodische Grundlage für die einzelnen Fallstudien dient die Aufführungsanalyse (nach Fischer-Lichte, Pavis u.a.). Im Rahmen der Analyse soll zum einen untersucht werden, wie sich die jeweilige Inszenierung im Kontext der sozialen und ökonomischen Situation positioniert (nach Schößler, Bähr u.a.). Zum anderen soll unter dem Aspekt der Interkulturalität (nach Pavis, Fischer-Lichte u.a.) das Zusammenspiel der unterschiedlichen Theatertraditionen und dessen politisches Potenzial analysiert werden. Daran anschließend soll untersucht werden, inwieweit die Strategien der Theatermacher mit den aktuellen Konzeptionen des politischen Theaters (z.B. von Lehmann u.a.) übereinstimmen, oder ob sie sich von ihnen abheben, bzw. neue Ebenen des Begriffs öffnen. Angestrebt wird, ein möglichst breites Spektrum von verschiedenen Ansätzen des politischen Theaters in Osteuropa und dessen Verortung in der europäischen Theatertradition zu beschreiben. Auf diese Weise soll eine Annäherung an das gegenwärtige Verständnis bzw. die gegenwärtigen Verständnisse von politischem Theater in Osteuropa ermöglicht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen