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Politische Partizipation in der Provinz - Notabeln im liberalen Frankreich und konservativen Preußen (1815-1840)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388158513
 
Das geplante Teilprojekt setzt sich zum Ziel, die auf sozialer und ökonomischer Ungleichheit beruhende politische Partizipation von Notabeln in der Rheinprovinz mit der in drei französischen Departements im Südosten Frankreichs zu vergleichen (Saône et Loire, Loire und Rhône). Das Teilprojekt betritt nicht nur in dieser vergleichenden Perspektive Neuland. Der sogenannten Restaurationsphase wurde - vor allem jenseits der Metropolen Berlin und Paris - von der deutschen und französischen Forschung deutlich weniger Beachtung geschenkt als den revolutionären Erschütterungen. Das Teilprojekt erforscht Formen der politischen Partizipation der Eliten in den Institutionen der mittleren staatlichen Ebene: In Frankreich sind es die Generalräte der Departements, das führende Personal der Präfekturen und die Maires der großen Städte, in Preußen sind es die Abgeordneten der Provinzialständeversammlung sowie das leitende Personal der Provinzialregierung mit den Regierungspräsidenten, den Landräten und den Bürgermeistern. Für beide Regionen wird auch das politische Handeln der Akteure in den Gesellschaften, Akademien, Handelskammern und Stadträten mit einbezogen. Das Teilprojekt geht von Beobachtungen der Verwaltungsgeschichte aus. Demnach waren die Handlungsspielräume der Verwaltungen im konkreten administrativen Ablauf erheblich von den Interessen und Handlungen der dortigen Akteure bestimmt. Es wird vergleichend untersucht, wie politische Partizipation, Fragen der Wirtschaftsentwicklung sowie die soziale Frage in diesem Rahmen thematisiert und politisch-administrativ behandelt wurden. Methodisch werden Ansätze der politischen Ideengeschichte (Diskursanalyse) und der Gesellschafts/Sozialgeschichte (Netzwerkanalyse) verknüpft, um so jene Akteure in den Blick zu nehmen, die auf der Basis der gesellschaftlichen Gegebenheiten Partizipationsansprüche formulierten. Analysiert werden dabei zum einen die Forderungen nach politischer Partizipation und Eigenständigkeit gegenüber den konservativen Regierungen, zum anderen das Problem der unterschiedlichen Dimensionen wirtschaftlicher, sozio-kultureller (Status) und nicht zuletzt in Zeiten der Restauration ständischer Ungleichheit. Erforscht werden also die Wechselwirkungen von politischer Partizipation und verschiedenen Dimensionen von Ungleichheit, zum einen innerhalb der Akteursgruppe (Kontroversen zwischen Adel und Bürgertum), zum anderen mit Blick auf die politisch exkludierten Mittel- und Unterschichten. Das Teilprojekt betrachtet dabei vier Dimensionen der Ungleichheit: erstens soziale und ökonomische Ungleichheit, zweitens rechtliche (Wahlrecht) und Statusdifferenzen (Reprivilegierung des Adels), drittens die augenfällig disparitären Formen der Repräsentation sowie viertens die Verweigerung demokratischer Normen der Gleichheit. In den Blick genommen wird die evidente Verknüpfung von Partizipation und Ungleichheit, die deutlich auf das Vorhandensein von Beziehungs- bzw. Teilhabeungleichheit verweist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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