Detailseite
Van Gogh TV. Erschließung, Multimedia-Dokumentation und Analyse ihres Nachlasses.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Jens Schröter; Professorin Anja Stöffler
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388224396
Das Forschungsprojekt soll den Nachlass von Van Gogh TV aufarbeiten, einem Kollektiv von HackerInnen und KünstlerInnen, die Anfang der 1990er Jahre zukunftsweisende Online-Kommunikationsplattformen entwickelten. Mit Projekten wie Piazza Virtuale, ihrem Beitrag für die documenta 1992, schufen sie einen Vorläufer der Sozialen Medien der Gegenwart wie Facebook oder Twitter.Mit Hilfe der medialen Mittel, die Van Gogh TV kurz vor dem Aufkommen des Internets zur Verfügung standen, entwickelten sie eine kollaborative Medienpraxis, ein many-to-many-Netzwerk, das eine Alternative zum traditionellen Modell der Massenmedien sein sollte. Zu dieser Medienpraxis gehörten allnächtliche Sendungen, die über Sender in Deutschland, Österreich und Japan ausgestrahlt wurden, sowie der Gebrauch von Fax, Slow Scan Television und Mailboxsystemen. Um solche Kommunikationssituationen möglich zu machen, musste die Gruppe eigene Geräte bauen und Software schreiben. Ihre Innovationen nahmen heutige Entwicklungen im Bereich der Online-Medien, Telerobotik und dem Internet der Dinge vorweg. Da ihr Nachlass bisher nicht der Forschung zugänglich war, gehört ihre Arbeit noch nicht zum historischen Kanon von zukunftsweisenden Medienprojekten.Das Forschungsprojekt wird sich auf vier verschiedene Weisen seinem Gegenstand nähern. Als erstes muss der Nachlass der Gruppe dauerhaft gesichert werden. Mehr als 2000 Stunden analoger Videomitschnitte, Akten, digitaler Dateien und Emails sollen für die langfristige Aufbewahrung im documenta Archiv in Kassel vorbereitet werden, in dem sie auch anderen Forschern zugänglich sein werden.Zweitens sollen die mehr als 50 MitarbeiterInnen von Van Gogh TV interviewt werden, um eine Oral History des Projekts zu erstellen, die das Archivmaterial kontextualisiert. Diese Oral History soll als Buch veröffentlicht werden.Dieses gesammelte Material soll die Basis für eine medienwissenschaftliche Monographie über die Arbeit der Gruppe und die Entstehung neuer Medientypen bilden. Das Werk von Van Gogh TV ist ein idealer Ausgangspunkt, um zu analysieren, wie technologischer Fortschritt u. a. in der Kunst vorweggenommen wird, bevor er sich durchsetzt. Van Gogh TV soll im Zusammenhang mit verschiedenen theoretischen Herangehensweisen (u. a. Zielinski, Huhtamo, Parikka, Daniels) betrachtet werden, um darzustellen, wie utopisches Denken zu medialen Innovationen führen kann. Zu diesem Zweck planen wir auch drei Konferenzen mit internationalen WissenschaftlerInnen und ExpertInnen durchzuführen.Die Möglichkeiten, die sich aus der Kooperation zwischen einer Universität und einer Hochschule mit Schwerpunkt auf angewandte Gestaltung ergeben, sollen ausgenutzt werden: Neben den wissenschaftlichen Publikationen soll das erhobene Material die Grundlage einer Ausstellung, einer Filmdokumentation und einer Website bilden, die die Rechercheergebnisse in multimedialer Form auch einer nicht-akademischen Öffentlichkeit zugänglich machen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Tilman Baumgärtel