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'Stimmung' zwischen Medizin und Musikästhetik (ca. 1740-1850)

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389084050
 
Das Projekt widmet sich der conceptual history des Begriffs Stimmung, wie sie im Verlauf der zweiten Hälfte des 18. bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein von der musikalischen Praxis des Instrumentalstimmens über die Vorstellung einer physiologischen Nervenstimmung bis hin zur metaphorischen Gemütsstimmung nachvollzogen werden kann. Das Projekt möchte damit dem heutigen, emotional-atmosphärisch und metaphorisch gebrauchten Stimmungsbegriff eine historische Fundierung und konzeptuelle Schärfe geben. In jüngster Zeit ist der Begriff der Stimmung vermehrt in den Blick von Philosophie, Literatur- und Kunstwissenschaften gerückt. In der Musikforschung findet eine Auseinandersetzung mit dem Begriff jedoch nur schleppend statt, was umso erstaunlicher ist, als er semantisch und historisch aufs Engste mit dem musikalischen Phänomen der Instrumentalstimmung verknüpft ist. Das Projekt möchte in diesem Sinne die conceptual history von Stimmung historisch bis ca. 1740 zurückverfolgen und die Bedeutung der Musik darin aufzeigen. Dabei geht es von der These aus, dass die heute geltende Bedeutung des Begriffs, die musikalische Praxis ebenso einschließt wie subjektive Befindlichkeit, intersubjektives, gesellschaftliches Miteinander sowie ästhetische und atmosphärische Erfahrung, grundlegend auf Wissenstransfer und Wissenstransformation zwischen Neurophysiologie und Musikästhetik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und dem darin verhandelten Konzept einer Nervenstimmung basiert. Anhand ausgewählter medizinhistorischer und musikästhetischer Schriften aus dem Zeitraum zwischen 1740 und 1850 soll den jeweiligen Stimmungskonzepten im fortschreitenden 18. Jahrhundert und ihren Transformationen im frühen 19. Jahrhundert nachgegangen und dabei aufgezeigt werden, wie die beiden Disziplinen in wechselseitigem Diskurs Bedeutungen von Stimmung transformierten und dabei neu generierten. Deutschsprachige Quellen werden dabei von englischsprachigen flankiert, um die sprachliche Reichweite der Konzepte zu überprüfen.Das Ziel ist es, einerseits einen historisch fundierten Zugang zum Begriff der emotional-atmosphärischen Stimmung für die Musikforschung erarbeiten, um zukünftige Studien zur engen Verbindung von Musik und Stimmung sowie ihr verwandter Begriffe wie Resonanz oder Atmosphäre methodisch und begrifflich zu stützen. Andererseits möchte das Projekt auch die Bedeutung der Musik(wissenschaft) für die interdisziplinäre Stimmungsforschung unterstreichen, damit die Anschlussfähigkeit an diese Arbeiten ermöglichen und den Diskurs voranbringen.Das Projekt soll im Rahmen des SNF-Forschungsprojekts Stimmung und Polyphonie: Musikalische Paradigmen in Literatur und Kultur am Seminar für Kulturwissenschaften und Wissenschaftsforschung der Universität Luzern durchgeführt werden.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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