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Imperia extraordinaria - Die außerordentlichen Imperien in der römischen Republik

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 38908897
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat zum ersten eine quellenbasierte Neudefinition der imperia extraordinaria vorgelegt, die sich grundlegend von Mommsens Begriffsbestimmung unterscheidet und die als einziges Kriterium die Umgehung der üblichen Verlosung der Provinzen für Oberbeamte, sei es durch die Direktzuweisung der provinciae an einen Konsul, sei es durch die namentliche Vergabe eines Imperiums und einer Provinz an einen vormals Amtlosen, umfaßt. Zweitens wurde auf Grundlage einer detaillierten Analyse von 65 Einzelfällen die geschichtliche Entwicklung der außerordentlichen Imperien nachgezeichnet: Dienten sie ursprünglich im Hannibal-Krieg als Notfallinstrument, um dem schieren Mangel an Imperiumsträgern abzuhelfen, waren sie in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts schon durch das Fehlen von fähigen Feldherren bedingt. Im 1. Jahrhundert verschärfte sich die aus der fortschreitenden Demilitarisierung der Nobilität resultierende Abhängigkeit des Senats von einem einzigen Heerführer Pompeius und eröffnete diesem die Möglichkeit, über die Volksversammlung unter Vorwänden außerordentliche Imperien im Osten zu erlangen. In den 50er Jahren konnten sich die Triumvirn nur noch durch den Einsatz ihrer Soldaten solche außerordentliche Imperien verschaffen. Deren Konkurrenz führt schließlich zu erbitterten Machtkämpfen zwischen Pompeius und Caesar sowie später zwischen den Caesar-Erben Antonius und Oktavian. Zum dritten konnte die communis opinio von den rasant steigenden Anforderungen an die stadtstaatliche Verfassung Roms durch die Beherrschung eines wachsenden Weltreiches als Ursachen für die starke Häufung von außerordentlichen Imperien in der späten Republik widerlegt werden. Dafür wurde statt dessen eine gravierende Verschiebung in der politischen Kultur Roms, die fortschreitende Demilitarisierung der Nobilität, verantwortlich gemacht. Ein Schwinden des Interesses der nobiles an militärischer und strategischer Ausbildung konnte schon im zweiten Viertel des 2. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Diese Demilitarisierung verschärfte sich offenbar noch einmal im 1. Jahrhundert, weil Marius, Pompeius und Caesar Kriegsruhm jeweils für sich zu monopolisieren suchten und zudem Statthalterschaften in den meisten Provinzen, wo rein zivile Verwaltung im Mittelpunkt stand, für die Konsuln und Prätoren unattraktiv geworden war. Denn das finanzielle Potential der meisten, bereits lange bestehenden Provinzen hatten römische Steuerpächter und lokale Eliten schon längst unter sich aufgeteilt. Sowohl für die Konsuln als auch Prätoren der nachsullanischen Zeit konnte eine Quote von Provinzverweigerern von einem guten Viertel bis zur Hälfte konstatiert bzw. errechnet werden. Die Erklärung des Aufkommens und des späteren Überhandnehmens von außerordentlichen Imperien durch die fortschreitende Demilitarisierung der römischen Nobilität wird eine Grundthese der vom Projektbearbeiter Wolfgng Blösel zu verfassenden Darstellung der „Geschichte der römischen Republik. Forum und Expansion“ im Rahmen der „C.H.Beck Geschichte der Antike“ sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Die ‚Wahl’ des P. Cornelius Scipio zum Prokonsul in Spanien im Jahr 210 v. Chr.“. Hermes 136, 2008, 326-347
    W. Blösel
  • Die Demilitarisierung der römischen Nobilität zwischen Sulla und Caesar. In: W. Blösel & K.-J. Hölkeskamp (Hgg.), „Von der militia equestris zur militia urbana. Prominenzrollen und Karrierefelder im antiken Rom“, Beiträge zur Tagung an der Universität zu Köln vom 16. bis 18. Mai 2008, Stuttgart 2011, 55-80
    W. Blösel
  • ‚Prominenzrollen‘ und ‚Karrierefelder‘ – Einleitende Bemerkungen zu Thematik und Begriffen. In: W. Blösel & K.-J. Hölkeskamp (Hgg.), „Von der militia equestris zur militia urbana. Prominenzrollen und Karrierefelder im antiken Rom“, Beiträge zur Tagung an der Universität zu Köln vom 16. bis 18. Mai 2008, Stuttgart 2011, 9-27
    K.-J. Hölkeskamp
 
 

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