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Neue religiöse Kulturen im spät- und postsowjetischen Russland: Soziale Netzwerke, Ideologien, Diskurse
Antragstellerin
Professorin Dr. Birgit Menzel
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389197348
Mit dem Begriff New Age/New-Age-Spiritualität verbindet sich seit den 1970er Jahren eine Vielzahl von Glaubensvorstellungen, Praktiken und sozialen Bewegungen, die für moderne postsäkulare Gesellschaften kennzeichnend sind. Im engeren Sinne steht New Age für die eschatologisch-chiliastische Vorstellung einer spirituellen Revolution, die das gegenkulturelle Nachkriegsmilieu westeuropäischer Länder und der Vereinigten Staaten prägte. Trotz der Vielfalt und Gegensätzlichkeit weisen die Ideen und Praktiken der New-Age-Spiritualität eine innere Logik auf und sind durch globale Prozesse miteinander verknüpft, weshalb sie allesamt einer einzigen esoterischen Kultur angehören und als solche untersucht werden können. Basierend auf dieser Prämisse verschiebt das Germersheimer Projekt den bisher auf der westlichen New-Age-Kultur liegenden Fokus hin zu deren Ausprägung im sowjetischen und postsowjetischen Russland. Sein Schwerpunkt liegt auf der historischen Entwicklung und sozialpolitischen Dimensionen der (proto-) New-Age-Kultur in der UdSSR 1960–1980 und im postsowjetischen Russland bis in die 2010er Jahre. Erst die Bestimmung der Entstehungsfaktoren der sowjetischen New-Age-Kultur ermöglicht die Analyse ihrer postsowjetischen Entwicklung im Kontext globaler und sozialer Prozesse. Die soziale und ideologische Kontinuität zwischen der spät- und postsowjetischen Epoche sollen herausgearbeitet und die sozialen Funktionen des New Age im heutigen Russland ermittelt werden. Gegenstand der Untersuchung sind ferner die vielfältigen Kontakte zwischen den Ostblockstaaten und dem Westen, deren Rolle bei der Entstehung des New Age in der UdSSR, die Wechselwirkung von New-Age-Ideologien und wirtschaftlichen, demographischen und ökologischen Prozessen sowie die Positionierung des (post)-sowjetischen New Age gegenüber naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien. Das Forschungsprojekt bleibt interdisziplinär in seinem Inhalt und Design. Das Spektrum verwendeter Ansätze umfasst kultur-, religions-, translationswissenschaftliche und anthropologische Theorien und Methoden, Studien der Sozialphilosophie und Gender Studies, sowie die rezenten New-Age Untersuchungen osteuropäischer und russischer WissenschaftlerInnen.Die Projektarbeit wird nach einem weiteren, vierten Forschungsjahr neue Erkenntnisse über die sowjetische und postsowjetische Kultur, über transnationale Übertragungs- und Verflechtungsprozesse von Ideen, wie auch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen westlichen und (post)-sowjetischen New-Age-Inhalten liefern. Langfristig wird das Projekt durch den Aufbau eines Expertennetzwerks die Entwicklung der interdisziplinären und internationalen Kooperation auf den Gebieten der kulturwissenschaftlichen Slawistik, den Eurasienstudien, der Religionssoziologie und -anthropologie, wie auch der Alltagsgeschichte fördern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen