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Westalliierte Nachrichtendienste und ehemalige Mitglieder von Waffen-SS, Gestapo und Deutscher Wehrmacht im frühen Kalten Krieg. Kooperationen, Netzwerke, Kommunikationsstrategien

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389340318
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Um verlässliche Informationen über die UdSSR und die Aktivitäten von kommunistischen Gruppen in Westeuropa zu erhalten, kooperierten Westliche Nachrichtendienste ab 1946 zunehmend mit einer großen Anzahl von ehemaligen Mitgliedern von SS, Gestapo und Deutscher Wehrmacht. Denen war es so möglich, ihr vor 1945 konstruiertes Wissen als Ware einzusetzen, dem Kontext der Besatzungszeit anzupassen und sich so häufig vor Strafverfolgung zu schützen. Die Kooperation ging weit über eine reine Informationsvermittlung oder Indienstnahme für Stay-behind- Netzwerke hinaus, führte zu einem intensiven Austausch von Ideen und politischen Zukunftsvorstellungen, Begründungen und Theorien über den ideologischen Feind. Die erst seit wenigen Jahren in amerikanischen, europäischen und deutschen Archiven umfangreich offengelegten Quellen machen es nun möglich, die Black Box der internen Kommunikations- und Handlungsstrukturen dieser Beziehungen und der damit verbundenen Netzwerke von Sieger und Besiegten sowie die resultierenden Austauschverhältnisse zu untersuchen. Dies erlaubt es, die so entstehenden Wissens- und Deutungsmärkte sowie die diesen zugrundeliegenden variablen Machtverhältnisse zu analysieren und zu untersuchen, wie der anti-Bolschewismus der NS-Zeit in die Westliche Sicherheitsarchitektur der Nachkriegszeit hineinwirkte. Es lassen sich dadurch Veränderungen der Perzeption des jeweiligen Gegenüber und die Produktion von Wissen über den nun gemeinsamen Feind untersuchen, Wissen, das dazu beitrug, das neue transatlantische anti-sowjetische Sicherheitsparadigma des Kalten Krieges zu untermauern und zu legitimieren. Das Projekt konnte damit eine bisher fehlende Dimension der Geschichte des frühen Kalten Krieges, der jungen Bundesrepublik und dem damit eng verknüpften Beginn der transatlantischen Sicherheitskooperation aufschlüsseln.

 
 

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