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Die Superraummethode als Mittel zum Verständnis von einem hohen Wert für Z' in organischen Molekülkristallen.

Fachliche Zuordnung Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389490692
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Molekülkristalle, z.B. von pharmazeutischen Wirkstoffen, haben meistens ein symmetrie-unabhängiges Molekül in der Elementarzelle (Z' = 1). Diese experimentelle Tatsache lässt sich dadurch erklären, dass dieses Molekül in seiner optimalen Konformation in der idealen Umgebung vorliegt (Prinzip der minimalen Energie). Manchmal ist es aber nicht möglich, alle Wechselwirkungen simultan zu optimieren und es können Kristallen mit Z' > 1 vorkommen. Ein geringer Bruchteil (weniger als 0.1%) der Molekülkristallen haben Z' > 4 und werden somit als "high-Z' Kristalle" klassifiziert. Ziel des Projekts ist, die Superraummethode zur Strukturanalyse von modulierten Kristallen für die Strukturanalyse von high-Z' Kristalle einzusetzen, um so zu einem besseren Verständnis des high-Z' Phänomen zu kommen. Für Natrium Saccharin 1.875-hydrat konnte die bekannte Z' =16 Struktur mit Hilfe des Superraum Konzepts dargestellt werden. Die Analyse von temperaturabhängigen Röntgenbeugungsdaten ergab das gleiche Strukturmodell für 20-298 K, aber mit einer variierenden Unordnung. Es wurde einen Phasenumwandlung von wenig Unordnung bei 130 K zu fast perfekter Unordnung bei 120 K entdeckt und beschrieben. Für die bekannte Z' = 7 Struktur des Dipeptids Glycyl-L-Valin haben wir eine Phasenumwandlung zu einer Z' = 1 Struktur bei 323 K entdeckt. Mit Hilfe der Superraumbeschreibung konnten wir nachweisen, dass die Basis- oder Mittlere Struktur unterhalb Raumtemperatur identisch mit der Z' = 1 Struktur bei 323 K ist. Analyse des Superraum-Strukturmodells ergab weiterhin, dass die Ursache für Z' = 7 in einer Optimierung der intermolekularen Wasserstoffbrückenbindungen lag. Für sechs der sieben Moleküle gibt es mehr Wasserstoffbrückenbindungen als in der Basisstruktur, während einer der sieben Moleküle eine Umgebung hat, die weniger günstig ist als jene in der Basisstruktur. Im dritten Teilprojekt wurde das Superraum-Strukturmodell für den Ko-Kristall von 4,4'- dinitrobiphenyl (44DNBP) und biphenyl (BP) als kommensurablen Kompositkristall entwickelt. Das Superraum-Strukturmodell zeigt die Unterschiedliche Symmetrien und Pseudosymmetrien der Packung der 44DNBP und BP Moleküle in der kristallinen Zustand. Das Superraumstrukturmodell benutzt Modulationsfunktionen, um die Abweichungen der Molekülstrukturen der Z' unabhängige Kopien des Moleküls zu beschreiben. Dieses Modell braucht weniger Parametern als für die Standardbeschreibung mit einer Superzelle benötigt werden. Dadurch ist das Superraumstrukturmodell genauer als die Superzelle. Entsprechend haben wir die Temperaturabhängigkeit der Unordnung in Natrium Saccharin 1.875-hydrat als auch die Wasserstoffbrückenbindungen in die high-Z' und Z' = 1 Strukturen von Glycyl-L-Valin genau beschreiben können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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