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Programmatisches Handeln in Zeiten der Austerität. Elitenwettbewerb und Governance im Gesundheitswesen in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA (2008-2018)
Antragsteller
Professor Dr. Nils C. Bandelow
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389630553
ProAcTA entwickelt das Programmatic Actor Framework weiter und testet die folgenden Hypothesen in den USA, UK, Deutschland und Frankreich zwischen 2008 und 2018: In der Gesundheitspolitik haben einerseits Austeritätspolitiker (Austerians) eine Rhetorik der Austerität genutzt, um den programmatischen Rückzug des Staates zu fördern. Gleichzeitig gab es den kontraintuitiven Effekt einer Gegenbewegung durch konkurrierende Eliten (Custodians), die eine Bewahrung oder Stärkung der öffentlichen Finanzierung und Regulierung zur Sicherung des eigenen Einflusses und der eigenen Autonomie erreichen wollen.Austerians und Custodians sind jeweils Beispiele für programmatische Eliten, die aus individuellen Akteuren bestehen, aber durch kollektives Handeln verbunden sind. Diese Konzepte wurden von den Antragstellenden in früheren Arbeiten entwickelt und konkretisiert. In diesem Zusammenhang überprüft ProAcTA die folgende Hypothese: Wettbewerb um Einfluss zwischen programmatischen Akteuren führt zu einer endogenen Dynamik politischer Veränderung und erklärt so Politikergebnisse.Programmatische Eliten, Custodians und Austerians sind jeweils Idealtypen, die durch das PAF konkretisiert werden. Auf Grundlage systematisch erhobener biographischer Daten, leitfadengestützter Tiefeninterviews und detaillierter Inhaltsanalysen untersucht das Projekt, inwiefern die jeweiligen kollektiven Akteure den Idealtypen entsprechen. Konkrete Fragestellungen sind:1. Was sind die soziodemographischen und biographischen Eigenschaften der Individuen, die unmittelbar mit der Umsetzung von gesundheitspolitischen Programmen oder deren Abwehr befasst waren und sind? Wie und wann haben sie sich zu kollektiven Akteuren im Sinne programmatischer Eliten zusammengeschlossen?2. In welchem Ausmaß haben Custodians Argumente zum Schutz der staatlichen und parastaatlichen Kompetenzen und/oder zum Erhalt öffentlicher Finanzierungssysteme genutzt, und wie erfolgreich waren diese Argumente in der fortlaufenden Auseinandersetzung mit Austerians?3. Welche neuen oder veränderten Steuerungsinstrumente haben die programmatischen Eliten genutzt?Ein zentrales Interesse des Projekts ist die Identifikation möglicher funktionaler Äquivalenzen bei der Zusammensetzung und der Strategien der Eliten in verschiedenen Regierungs- und Gesundheitssystemen, die sich trotz analogem finanziellen Problemdruck in vielfacher Hinsicht unterscheiden. Wir differenzieren zwei Cluster struktureller Variablen, die das Verhalten der Eliten prägen und einschränken:- Struktur und Geschichte der Gesundheitsfinanzierungssysteme,- Ausmaß, Zeitpunkt und Stellenwert von Austeritätspolitiken.Die Konkretisierung dieser Cluster ermöglicht eine Weiterentwicklung von Wohlfahrtsstaatstypologien und des Gegensatzes zwischen markt- und staatsbezogenen Programmen. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Neubewertung der These, dass auf haushaltspolitischen Problemdruck alternativlos mit Maßnahmen zur Schwächung des Staates reagiert werden müsste.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Professor Dr. William Genieys
Mitverantwortliche
Dr. Johanna Kuhlmann; Dr. Colette S. Vogeler