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Nachkriegsmoderne und Medizinreform. Das Projekt der Gründung Medizinischer Akademien in Westdeutschland, 1950-1970

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389683492
 
Auf der Basis umfangreichen Quellenmaterials soll herausgearbeitet werden, dass die Aufhebung der anthropologischen Krise und des Unbehagens in der Medizin durch die Versöhnung ganzheitlicher und technisch-naturwissenschaftlicher Praktiken ein bedeutsames Ziel bei der Gründung Medizinischer Akademien in den 1960er Jahren darstellte. Dabei sollten einerseits die Medizin in Abgrenzung zur Naturheilkunde durch Anthropologie, Sozialmedizin und Psychosomatik neu ausgerichtet werden, andererseits hierarchische Strukturen an den Universitätskliniken abgebaut und ein Departmentsystem nach US-amerikanischem Vorbild eingerichtet werden. Die Ideen der medizinischen Anthropologie und der Hochschulreform leiteten auf unterschiedliche Weise die drei Projekte Medizinischer Akademien in Hannover, Lübeck und Ulm an. Bedeutsame Akteure der Gründungen medizinischer Akademien wie Fritz Hartmann (in Hannover) und Thure von Uexküll (in Ulm) waren tief vom medizinanthropologischen Denken beeinflusst und, wie Üexküll, selbst bedeutsame Protagonisten der Psychosomatik. Die Gründung Medizinischer Akademien in den 1960er Jahren war zugleich ein universitätsreformerisches, medizinanthropologisches, architektonisches und städtebauliches Projekt und muss entsprechend auch integrativ untersucht werden. Die zeithistorischen Kategorien Amerikanisierung, Demokratisierung und Modernisierung beschreiben zwar Pläne wie Departmentsystem und Teamwork, Mitbestimmung und Stärkung des Mittelbaus, reichen aber nicht aus, um die Bedeutung medizinanthropologischer und ganzheitlicher Diskurse zu erklären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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