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Kulturelle und biologische Interaktionen im Rahmen der meso-neolithischen Transition in Westeuropa
Antragsteller
Dr. Wolfgang Haak
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389809515
Archäologische Forschungen haben gezeigt, dass der Neolithisierungsprozess in Westeuropa komplexer und nuancierter als in anderen Regionen des Kontinents verlaufen war. So zeigt die Archäologie im Zeitrahmen vom Mesolithikum bis letztlich zum Endneolithikum ein facettenreiches Spektrum an Interaktionen, welches bislang - in Ermangelung genetischer Daten - nicht auf biologischer Ebene erfasst ist.In den an Westeuropa angrenzenden Regionen Mitteleuropas wurde jedoch bereits ein Anfang zur Kombination bioarchäologischer und archäologischer Forschung gemacht. Es wurde deutlich, dass die frühbäuerlichen Gruppen sowohl kulturell als auch genetisch enge Affinität zu Anatolien und dem Nahen Osten zeigen und trotz langer überlappender Zeiträume einen nur sehr geringen biologischen Eintrag von Jäger-Sammlern aufweisen. Dieser Umstand ist vor dem Hintergrund von deutlichen Hinweisen auf kulturellen Austausch verblüffend und muss daher für Westeuropa erneut beleuchtet werden.Die Zielregion des vorliegenden Vorhabens umfasst mithin das heutige Frankreich, sowie Teile Westdeutschlands, der Schweiz und Italiens, für welche die Komplexität und Variabilität des kulturellen sowie biologischen Austauschs im gesamten Neolithikum untersucht werden soll. Im Hinblick auf Fragen nach der Interaktion menschlicher Gemeinschaften ist diese Region von einzigartiger Bedeutung, da sie zum einen die Konvergenzzone beider frühbäuerlicher Verbreitungsrouten (mediterrane und mitteleuropäische Route), wie auch die Vielgestaltigkeit der Interaktion mit lokalen späten Jäger-Sammler-Gruppen abdeckt. Eine Hauptaufgabe des Projekts wird es sein, festzustellen, ob und inwieweit es sich bei den archäologisch fassbaren Einheiten auch um Heiratsgemeinschaften im biologischen Sinn gehandelt hat. Hierbei spielen die genetische Auflösung wie auch die Kontextualisierung eine erhebliche Rolle - eine Kombination, welche nur im Rahmen eines länderübergreifenden Vorhabens erfolgreich geschehen kann. Um dies zu gewährleisten sollen regionale archäologische Datenbanken ergänzt und zeitlich wie räumlich im Rahmen des Gesamtgebiets erweitert werden. Parallel hierzu sollen die ersten hochauflösenden Genomdaten von mesolithischen und neolithischen Individuen aus Westeuropa (insbesondere Frankreich) erstellt werden. Dieser multidisziplinäre und komplementäre Datensatz erlaubt es zudem, Modelle der kulturellen/biologischen Kontakte, Formen des Austauschs sowie des demographischen Wandels zu erstellen und diese mit Hilfe mathematischer Methoden (Simulationen) auch zu quantifizieren und zu testen. Das Projekt profitiert unmittelbar von der anvisierten deutsch-französischen Zusammenarbeit und der Expertise aller teilnehmenden Kollegen aus den Feldern der Archäologie, Anthropologie und der Populationsgenetik. Nur eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Disziplinen kann eine detaillierte Aufarbeitung der Neolithisierung Westeuropas garantieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartnerin
Marie-France Deguilloux, Ph.D.