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Nutzen und Implikationen einer optimalen und nicht-optimale Anwendung von Maßnahmen zur Reduktion atmospherischer Kohlendioxidkonzentration (CDR) in global-koordinierten und nicht-koordinierten Klimapolitiken
Antragsteller
Dr. Wilfried Rickels
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390288545
Für die Begrenzung des anthropogenen Klimawandels gewinnen Maßnahmen zur direkten Reduktion der atmosphärischen CO2-Konzentration (Carbon Dioxide Removal, CDR) zunehmend an Bedeutung. Diese Maßnahmen werden daran bewertet, welche Kosten des Klimawandels vermieden werden (social cost of carbon, SCC). Dabei werden allerdings wichtige Rückkopplungseffekte vernachlässigt, die in die Kostenbewertung eingehen müssten. Entnimmt man der Atmosphäre CO2, zum Beispiel durch Aufforstung oder Alkalinisierung des Ozeans, erzielt man zwar einen Nutzen gemessen in Höhe der vermiedenen SCC der Atmosphäre, aber die sozialen Kosten der nicht-atmosphärischen Kohlenstoffreservoire (terrestrische Biosphäre und Ozean) bleiben unberücksichtigt. Die tatsächlichen SCC von CDR ergeben sich aus dem Nettoeffekt der Interaktion der nicht-atmosphärischen Kohlenstoffreservoire mit der Atmosphäre, beeinflusst durch Rückkopplungseffekte aus dem Klimasystem und dem Kohlenstoffkreislauf. Die SCC nicht-atmosphärischer Kohlenstoffreservoire werden bislang in ökonomischen Analysen zur Bewertung von CDR nicht berücksichtigt. CDRecon entwickelt einen neuen Ansatz für die integrative Bewertung von CDR, indem es ökonomische Analysen zur Bewertung der nicht-atmosphärischen SCC mit der Erdsystemmodellierung verknüpft. Dafür werden im ersten Schritt zwei Fragen detailliert untersucht: 1) Welche ökonomischen Modelle und Ansätze sind geeignet für die Bewertung von CDR? 2) Welche Verfahren zur Vergabe von Kohlenstoffzertifikaten werden zur Berücksichtigung der nicht-atmosphärischen SSC benötigt?Die Vernachlässigung der nicht-atmosphärischen SSC führt zu falschen klimapolitischen Empfehlungen für CDR, sowohl im Hinblick auf den Umfang als auch auf den zeitlichen Einsatz. In der gegenwärtigen Klimapolitik führen räumlich begrenzte und nicht-kooperativ abgestimmte Maßnahmen zu Carbon Leakage und Trittbrettfahrerverhalten. Im Gegensatz zur Emissionskontrolle oder CO2 Abscheidung und Speicherung ist CDR unabhängig von der Emissionsquelle effektiv. Inwieweit CDR Möglichkeiten bietet die negativen Folgen imperfekter (d.h. global nicht koordinierter) Klimapolitik abzuschwächen, ist bislang noch nicht erforscht, genauso wenig aber inwieweit ein nicht-optimaler Einsatz von CDR zu zusätzlichen Problemen führen kann. CDRecon untersucht die Auswirkungen einer optimalen aber auch suboptimalen Integration von CDR in perfekte und imperfekte Klimapolitiken. Suboptimale Integration ergibt sich, wenn die nicht-atmosphärischen SSC unberücksichtigt bleiben. Es werden bestehenden Methoden der integrativen Bewertung, der Sensitivitätsanalyse und der vorausschauenden (computergestützten) Allgemeinen-Gleichgewichtmodelle eingesetzt und weiterentwickelt, um im zweiten Schritt zwei weitere Fragen detailliert zu untersuchen: 3) Wie wirkt sich CDR im Rahmen von perfekter Klimapolitik aus? 4) Wie wird carbon leakage und strategische Trittbrettfahrerverhalten durch CDR beeinflusst?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
David Keller, Ph.D.; Professor Dr. Artem Korzhenevych; Professor Dr. Andreas Oschlies; Professorin Dr. Sonja Peterson; Professor Dr. Wilfried Rickels; Professor Dr. Edwin van der Werf