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Die Dynamik des Augenkontaktes bei Autismus und sozialer Angst: Ein naturalistisches dyadisches Eye-Tracking Paradigma

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390532448
 
Direkter Augenkontakt vermittelt eine Vielzahl sozialer Informationen und reguliert soziale Interaktionen im Alltag. Die Vermeidung direkten Augenkontakts ist charakteristisch für soziale Angststörung (SAD) und Autismus Spektrums Störungen (ASD). Es scheint jedoch motivationale Unterschiede beider Gruppen bzgl. der Vermeidung von Augenkontakt zu geben. Bei sozialer Angst ist die Vermeidung von Augenkontakt wahrscheinlich durch die Furcht in der Situation bedingt, und steigt vermutlich mit der wahrgenommenen situationalen Bedrohung an. Bei ASD scheint verminderter Augenkontakt eher mit mangelnder Salienz der Augenregion assoziiert zu sein, und führt zum Neglect sozial-relevanter Informationen. Bislang wurden Besonderheiten des Augenkontakts bei beiden Störungen nicht direkt verglichen, und die meisten bislang publizierten Studien verwendeten hoch standardisierte statische Stimuli zur Untersuchung des Blickverhaltens.Ziel dieses Projektes ist die Erforschung der Rolle von Augenkontakt in naturalistischen sozialen Interaktionen. Hierfür wird ein neues Eye-Tracking Paradigma verwendet, welches die simultane Messung der Blickbewegungen zweier Interaktionspartner in einem naturalistischen Setting erlaubt. Es ermöglicht damit die Analyse der Dynamik des Augenkontaktes und erlabt damit Rückschlüsse auf Initiierung, Aufrechterhaltung, Vermeidung und Erwiderung von Augenkontakt bei zwei Gesprächspartnern.Spezifisch zielt die Studie darauf ab, das Blickverhalten bei Probanden mit SAD und ASD im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu untersuchen. Personen mit ASD und SAD zeigten eine deutliche Vermeidung von Augenkontakt in früheren Studien. Es gibt darüber hinaus zunehmend Evidenz, dass Personen mit SAD besonders sensitiv für vermeintliche soziale Bedrohung sind und die Vermeidung von Augenkontakt der Regulation sozialer Ängste in Interaktionen dient. Folglich erwarten wir für beide Gruppen unterschiedliche Muster von Initiierung und Vermeidung von Augenkontakt in Abhängigkeit vom Ausmaß der erwarteten Bedrohung durch den Gesprächspartner: Während wir für beide Gruppen bei geringer situationaler Bedrohung vergleichbaren, jedoch verminderte Augenkontakt erwarten, gehen wir davon aus, dass Personen mit SAD Augenkontakt besonders stark vermeiden bei hoher situationaler Bedrohung.Die Studie leistet einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis non-verbaler Faktoren in der sozialen Interaktion. Durch den Einsatz eines neuen naturalistischen Eye-Tracking Paradigmas, sind neue Erkenntnisse bzgl. der Dynamik im Augenkontakt bei dyadischen Interaktionen zu erwarten. Schließlich wird die Studie Ergebnisse hinsichtlich der spezifischen Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion bei SAD und ASD erbringen, die bei der Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Verfahren hilfreich sein können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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