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EXC 2060:  Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation

Fachliche Zuordnung Geschichtswissenschaften
Alte Kulturen
Literaturwissenschaft
Philosophie
Rechtswissenschaften
Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Sozialwissenschaften
Theologie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390726036
 
Zu Beginn des neuen Jahrtausends erleben wir weltweit tiefgreifende Umbruchprozesse, die selbst die vertrautesten 'westlichen' Selbstverständlichkeiten erschüttern. Dass Religion in diesen komplexen Transformationsprozessen eine zentrale Rolle spielt, ist offenkundig. Umso umstrittener aber ist, worin ihre Rolle eigentlich besteht. Ist sie ein genuiner Konfliktfaktor oder lediglich ein symbolisches Medium für die Austragung sozialer Konflikte oder gar nur ein Instrument für die Verfolgung ganz anderer, etwa politischer und ökonomischer Interessen? Angesichts dieser unübersichtlichen Lage ist es mehr denn je erforderlich, vereinfachende Ursachenzuschreibungen zu vermeiden und mit analytischer Distanz und historisch geschärftem Blick die gegenwärtigen sozialen Konflikte zu untersuchen. Dieser Aufgabe widmet sich der Exzellenzcluster 'Religion und Politik' seit seiner Etablierung vor zehn Jahren, und zwar in interdisziplinärer Kooperation zwischen Sozial-, Geschichts-, Rechts-, Religions- und Literaturwissenschaftler(innen), Philosoph(innen) und Theolog(innen). Das inhaltliche Spektrum reicht von der Antike bis zur Gegenwart, von Judentum, Christentum und Islam bis zu modernen Formen der Esoterik. Doch setzen wir uns nun einen neuen thematischen Schwerpunkt. Stand bisher die Beschäftigung mit den Austausch- und Abgrenzungsprozessen zwischen Religion und Politik im Zentrum des Interesses, so fokussieren wir die Analyse nun auf die Frage, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann, worin ihre dynamische Potenz begründet liegt und welche externen Bedingungen ihre Mobilisierungsfähigkeit begünstigen bzw. einschränken. Im Unterschied zu säkularisierungstheoretischen Annahmen wird damit die Aufmerksamkeit auf die aktive Rolle von Religion in den politischen und sozialen Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart gelenkt. Um die politische Dynamik von Religion in der ihr eigenen Gleichzeitigkeit von Tradition und Innovation erfassen zu können, konzentrieren wir uns darauf, unterschiedliche strukturelle, semantische und handlungspraktische Spannungsverhältnisse herauszuarbeiten: Spannungen zwischen (1) transkultureller Verflechtung und Entflechtung, (2) religiöser Vielfalt und rechtlich-politischer Einheit und (3) Religionskritik und Religionsapologie. Dabei analysieren wir diese Spannungsverhältnisse vor allem unter fünf theoretischen Beobachtungsperspektiven: mit Hilfe von Theorien (A) der Medialität, (B) der Differenzierung, (C) der Ungleichheit, (D) des Konflikts und (E) der Emotionalität. Langfristiges Ziel ist es, Münster zum führenden Zentrum interdisziplinärer Religionsforschung in Europa zu machen. Schon jetzt kann der Cluster in seiner Arbeit auf eine Reihe nachhaltiger Strukturveränderungen an der WWU aufbauen. Hinzu wird ein „Campus der Religionen“ kommen, der die interdisziplinäre Kooperation stärken und die interreligiöse Verständigung befördern wird.
DFG-Verfahren Exzellenzcluster (ExStra)
Antragstellende Institution Universität Münster
Sprecher Professor Dr. Detlef Pollack, seit 10/2020; Professor Dr. Michael Seewald, seit 7/2022
 
 

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