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Möglichkeiten und Grenzen der Nutzbarmachung von Bildungsstandards und zentralen Lernstandserhebungen für eine ergebnisorientierte Unterrichtsentwicklung an weiterführenden Schulen

Antragsteller Professor Dr. Uwe Maier
Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 39154547
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten sind nach PISA breit diskutierte und recht zügig eingeführte Instrumente zur Qualitätssicherung im Bildungswesen. Durch die Setzung anspruchsvoller Standards und die regelmäßige, flächendeckende Prüfung zentraler Kompetenzbereiche verspricht man sich die Entwicklung einer testdatenbasierten Evaluationskultur an Schulen. Um negative Konsequenzen zentraler Tests zu vermeiden, wurde dabei in Deutschland auf die Publikation von Testdaten verzichtet. Dafür sollen Lehrkräfte und Schulen im Rahmen der Selbstevaluation die Rückmeldedaten für die Optimierung von Lehr-Lernprozessen nutzen. In einer qualitativen Interviewstudie wurde der Frage nachgegangen, wie Lehrkräfte an Haupt- und Realschulen mit den im Schuljahr 2005/06 eingeführten baden-württembergischen Diagnose- und Vergleichsarbeiten umgehen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach der Rezeption der Testrückmeldungen, der Kommunikation der Testrückmeldungen in Gremien und gegenüber Eltern sowie der Nutzung der Testrückmeldungen für die Unterrichtsentwicklung. Mittels eines halbstandardisierten Interviewleitfadens wurden 36 Lehrkräfte an zufällig ausgewählten Haupt- und Realschulen im Regierungsbezirk Stuttgart befragt. Die Interviewdaten wurden qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte die neu eingeführten Vergleichsarbeiten keineswegs als Bedrohung empfinden, jedoch deren Nutzen für die eigene Unterrichtsarbeit anzweifeln. Der diagnostische Mehrwert auf individueller Ebene aber auch auf Klassenebene wird stark in Frage gestellt. Die Konsequenzen für den eigenen Unterricht beschränken sich in der Regel auf die Übernahme von interessanten und neuen Testaufgaben. Eine systematische Diskussion in kollegialen Gremien findet nur in Ausnahmefällen statt und es gab auch keine Anzeichen auf eine von den Schulleitungen organisierte Diskussion der Testrückmeldungen. Insgesamt wirft die Studie die Frage auf, inwiefern die in Deutschland implementierte Konzeption einer testdatenbasierten Unterrichtsentwicklung eine breite Wirkung erzielen kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008). Rezeption und Nutzung von Vergleichsarbeiten - Ergebnisse einer Lehrerbefragung in Baden-Württemberg. Zeitschrift für Pädagogik, 54(1), S. 95-117
    Maier, U.
  • (2008). Vergleichsarbeiten im Vergleich - Akzeptanz und wahrgenommener Nutzen standardbasierter Leistungsmessungen in Baden-Württemberg und Thüringen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 11(3), S. 453-474
    Maier, U.
  • (2009). Towards state-mandated testing in Germany: how do teachers assess the pedagogical relevance of performance feedback information? Assessment in Education: Principles, Policy & Practice, 16(2), pp. 205-226
    Maier, U.
  • (2009). Wie gehen Lehrerinnen und Lehrer mit Vergleichsarbeiten um? Eine Studie zu testbasierten Schulreformen in Baden-Württemberg und Thüringen. Hohengehren: Schneider-Verlag
    Maier, U.
 
 

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