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Wie reagieren Waldspezialisten in tropischen Regenwäldern auf Habiatfragmentierung und Zerstörung? Eine Untersuchung zum Brutverhalten, Bruterfolg und zur Stressphysiologie eines tropischen Waldvogels (ANTHROBIRD).

Antragstellerin Dr. Beate Apfelbeck
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Biochemie und Physiologie der Tiere
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392075127
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Morphologische, physiologische und verhaltensbiologische Anpassungen erlauben es Tieren in ihrer Umwelt zurechtzukommen und sich erfolgreich fortzupflanzen und zu überleben. Habitatfragmentierung und eine oft damit einhergehende Verschlechterung in der Habitatqualität verändern abiotische und biotische Lebensraumfaktoren und verändern damit die Verfügbarkeit von Ressourcen, wie z.B. Brutplätze oder Nahrung. Ein Großteil der weltweiten Artenvielfalt befindet sich in den Tropen. Doch gerade hier üben eine wachsende menschliche Bevölkerung und der damit verbundene erhöhte Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen einen enormen Druck auf die letzten verbleibenden natürlichen Lebensräume aus. Der Verlust und die Veränderung von natürlichen Lebensräumen setzen die Artenvielfalt aufs Spiel, aber bisher fehlt uns ein Verständnis dafür, wie soziale Arten, z.B. mit kooperativer Brutpflege, und tropische Waldspezialisten auf Habitatveränderungen reagieren. Um diese Forschungslücke zu schließen untersucht dieses Projekt den Einfluß von Habitatveränderung auf das Verhalten und die Physiologie einer kooperativbrütenden Waldvogelart (Phyllastrephus placidus) und verbindet sie mit Daten zur Waldstruktur. Dazu wurden über mehrere Jahre die Nester und Gruppen von P. placidus in den zerstückelten Nebelwäldern der Taita Hills, einem Biodiversitätshotspot in Kenia, aufgezeichnet und beobachtet. Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch die Waldfragmente der Taita Hills unter Druck stehen und von der lokalen Bevölkerung genutzt werden. Die dadurch verringerte Waldstruktur, wie z.B. ein offeneres Kronendach und eine verringerte Strauchschicht, korreliert mit einem verringertem Vorkommen von Arthropoden – der Nahrungsquelle von P.placidus. Ein reduziertes Nahrungsvorkommen könnte in Zusammenhang mit erhöhten Corticosteronwerten bei Individuen in Revieren mit geringer Kronendachbedeckung stehen. Corticosteron reguliert den Energiehaushalt und ist erhöht, wenn z.B. der Arbeitsaufwand um nach Nahrung für die Nachkommen zu suchen erhöht ist. Kooperatives Brutpflegeverhalten – also die Mithilfe des älteren Nachwuchses bei der Aufzucht von jüngeren Geschwistern – bringt viele Vorteile für das Brutpaar: diese können, zum Beispiel, die Rate mit der sie Futter zum Nest bringen verringern bei gleichzeitig erhöhtem Bruterfolg. Außerdem scheint kooperative Brutpflege gerade auch in schlechten Revieren von Vorteil zu sein. Bei kooperativer Brutpflege waren Corticosteronwerte selbst in kleinen Fragmenten oder in Revieren mit geringer Kronendachbedeckung nicht erhöht. Unklar ist noch, ob und wie sehr auch die Helfer von kooperativer Brutpflege profitieren, da die Nachkommen von Eltern in kleinen Waldfragmenten das elterliche Revier früher verließen, als Nachkommen von Eltern in kontinuierlichen Waldstücken. Das könnte darauf hindeuten, dass die Vorteile im elterlichen Revier zu bleiben bei zunehmender Habitatverschlechterung abnehmen. Diese Studie ist eine der ersten, die zeigt, dass die hohe Verhaltensflexibilität von kooperativen Arten dazu beitragen kann, dass negative Habitatveränderungen abgeschwächt werden. Allerdings gibt es Hinweise, dass dies nur in bestimmten Lebensabschnitten zutrifft.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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