Archivische Findmittel und Quellen: Kooperative Digitalisierung und Bereitstellung sämtlicher Nachlässe und Stiftungs- bzw. Gesellschaftsarchive Senckenbergs vom 18. bis 20. Jahrhunderts in Frankfurt am Main
Wissenschaftsgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Jahr 1763 rief der Frankfurter Arzt Johann Christian Senckenberg (1707-1772) eine Stiftung ins Leben, die sowohl die medizinische Versorgung der Bürger*innen als auch die Förderung der medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschung und Ausbildung sichern sollte. Zu ihrem Stiftungsbestand gehörten neben dem noch heute betriebenen Bürgerhospital auch ein Botanischer Garten zum Anbau von Medizinalpflanzen, eine Anatomie sowie die Senckenbergische Bibliothek (Vorläuferinnen der heutigen Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg). Ausgehend davon entstanden bis heute zahlreiche damit zusammenhängende Vereinigungen und Einrichtungen. Eine der prominentesten ist die 1817 von Frankfurter Bürgern gegründete Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, die heute drei naturkundliche Museen und sieben Forschungsinstitute in sieben Bundesländern unterhält. Die Gesellschaft ist bis heute als Verein organisiert und legt Zeugnis ab von dem hohen Interesse an naturwissenschaftlichen Entwicklungen und dem Engagement der durch Kaufleute geprägten Frankfurter Bürgerschaft der nach den napoleonischen Wirren wieder selbstständig gewordenen, aber grundlegend reformierten freien Stadt Frankfurt. Der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg und dem Institut für Stadtgeschichte ist es gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung als dritter Projektpartner gelungen, in einem seit 2017 von der DFG-geförderten Projekt die verstreut überlieferten Bestände (Stiftungen, Vereine, Nachlässe) aus dem Umkreis der Senckenbergischen Institutionen virtuell zusammenzuführen. In beiden Institutionen sind mit Projektende sämtliche “Senckenberg”-Bestände digitalisiert, gemeinsam und virtuell in dem neu entstandenen “Digitalen-Senckenberg-Archiv” digital bereitgestellt und in der Deutschen Digitalen Bibliothek und im Archivportal D nachgewiesen. Neben zahlreichen Nachlässen bedeutender „Senckenbergianern“ aus den Beständen der Universitätsbibliothek und dem Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das als Depositum im Institut für Stadtgeschichte verwahrt wird, sind nun die Archivbestände erstmals virtuell zusammengeführt worden, die getrennt sowohl in der Universitätsbibliothek als auch im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt werden. Das betrifft v.a. die Bestände der Dr. Senckenbergischen Stiftung und den Nachlass von J. C. Senckenberg, der u.a. durch die ca. 40.000 Tagebuchseiten eine besondere Quelle für die Entwicklung der medizinischen Versorgung und Ausbildung darstellt. Die in der Digitalisierungsplattform (Visual Library) der Universitätsbibliothek gehostete Senckenberg-Datenbank ist über eine einheitliche Suchfunktion leicht erschließbar und bietet zusätzlich Optionen auf Erweiterung durch neue Bestände oder Module zur automatischen Transkription von Texten, was bisher vor allem als OCR-Texterkennung bereits abrufbar ist. Die Datenbank ermöglicht erstmals Wissenschaftler*innen zahlreicher Fachrichtungen, aber auch Frankfurter Bürger*innen, wichtige und barrierearme Zugänge zu einem bemerkenswerten Kapitel der weit über die Grenzen Frankfurts hinaus wirkenden Wissenschafts- und Stadtgeschichte.
