Detailseite
Artbildung ohne Grund? Untersuchungen zur Radiation von Primaten in Kalkstein-Habitaten
Antragsteller
Professor Dr. Michael Hofreiter; Professor Dr. Christian Roos
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392343277
Artbildung ist einer der Schlüsselprozesse der Evolution. Artbildung führt dazu, dass die jeweiligen evolutionären Linien unterschiedliche Pfade einschlagen, wobei unterschiedliche Anpassungen, Phänotypen und Physiologien entstehen, die letztlich zu den unzähligen und bemerkenswerten Arten führen, die die heutige Biodiversität ausmachen. Obwohl die Faktoren, die in der Artbildung eine Rolle spielen prinzipiell bekannt sind, ist für die meisten Artgruppen nicht klar, welche Auslöser für den Differenzierungsprozess im Einzelfall wichtig waren. Die genomische Revolution der letzten Jahre hat aber dazu geführt, dass neuen Ansätze zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe es möglich ist, populationsgenomische und molekular-ökologische Studien durchzuführen, die eine Analyse der Evolutionsgeschichte und Ökologie von Arten in bisher nicht gekannter Detailgenauigkeit erlauben. Wir werden diese genomischen Analysemethoden verwenden, um die Radiation einer einzigartigen und hochgradig vom Aussterben bedrohten Gruppe von Altweltaffen, den Kalkstein-Languren (Trachypithecus francoisi-Artgruppe) aus Ost- und Südostasien, zu untersuchen. Dazu werden wir Genome von mehrere Individuen aller sieben Arten von Kalkstein-Languren sowie einiger Aussengruppenarten sequenzieren. Wir werden diese Daten dazu nutzen sowohl die demographische Geschichte als auch die evolutionären Anpassungen dieser Arten auf molekularer Ebene zu untersuchen. Zusätzlich werden wir die pflanzliche Nahrung wie auch die Bakterienflora des Darmtrakts bei jeweils drei Arten von Kalkstein-Languren und Regenwald-Languren bestimmen, um eventuelle ökologische Unterschiede so detailliert, wie dies mit den aktuellen Techniken möglich ist, zu ermitteln. Wir werden die erhobenen Daten mit bekannten Daten zur Ökologie und zum Verhalten dieser Arten, wie auch mit Daten zu Paläoumwelt- und Paläoklimaänderungen in dieser Region kombinieren, um sowohl ihre Evolutionsgeschichte als auch die Gründe für ihre Artaufspaltung zu entschlüsseln.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
China
Partnerorganisation
National Natural Science Foundation of China
Kooperationspartner
Professor Dr. Ming Li