Archivische Findmittel und Quellen: Digitalisierung forschungs- und benutzungsintensiver Quellen aus dem Bestand der Regierung Potsdam im Brandenburgischen Landeshauptarchiv
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Seit August 2023 stellt das Brandenburgische Landeshauptarchiv alle ca. 12.100 Akten zur Geschichte Brandenburgs aus dem Digitalisierungsprojekt online zur Verfügung. Mit etwa 5,5 Millionen gescannter Seiten handelt es sich um das bislang größte Digitalisierungsvorhaben des Landeshauptarchivs. Ausgewählt für die Digitalisierung wurde der Bestand „Regierung Potsdam“, dieser enthält wesentliches Quellenmaterial für vielfältige Forschungsthemen zur Geschichte Brandenburgs und Preußens im 19. und 20. Jh. Mit einem Umfang von ca. 2.800 laufenden Metern sind die Akten der Regierung Potsdam im Vergleich zu anderen preußischen Bezirksregierungen besonders gut überliefert. Daher wurden die vier intensiv genutzten Teilbestände aus der Präsidialabteilung zur Verbesserung der wissenschaftlichen Nutzung digitalisiert: Hochbauangelegenheiten (Rep. 2A I Hb), Kommunalangelegenheiten (Rep. 2A I Kom), Siedlungs- und Wohnungswesen (Rep. 2A I S) sowie Polizei und politische Angelegenheiten (Rep. 2A I Pol). Der Teilbestand Rep. 2A I Hb umfasst Quellen zur Bau- und Denkmalforschung. Enthalten sind Akten über die Durchführung von Bauten und die bauliche Unterhaltung. Sie betreffen überwiegend staatliche Gebäude, ebenso die Erhaltung von Baudenkmälern, darunter Schlösser der Berlin-Potsdamer Schlösserlandschaft, Kirchen und Klöster, oder andere historische Bauten. Die Akten der Rep. 2A I Kom gewähren Einblicke in tiefgreifende Veränderungen der Kommunalverfassung. Grundlegende Reformvorhaben des Preußischen Staates im 19. Jh. lassen sich anhand der Quellen genauso gut nachvollziehen wie später die „Gleichschaltung“ kommunaler Institutionen durch den NS-Staat auf der Grundlage des Gemeindeverfassungsgesetzes von 1933 und der Deutschen Gemeindeordnung von 1935. Rep. 2A I Pol enthält Unterlagen zur Polizeiverwaltung und zur politischen Polizei. Dazu gehören Akten über die Organisation und personelle Besetzung des Polizeiapparates, über Polizeiverordnungen sowie Bandreihen von Sammelsachakten über die sozialdemokratische Bewegung aus der Zeit vor 1918, über die KPD und Gruppen des linken Parteienspektrums sowie über rechtsradikale Organisationen und die NSDAP aus den Jahren der Weimarer Republik. Zur Etablierung und Festigung der NS-Diktatur ab 1933 liegen umfangreiche Sammelsachakten vor. Darin finden sich auch viele Einzelschicksale von Menschen dokumentiert, die aus rassischen, politischen oder anderen Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, ihnen missliebig waren oder gegen sie Widerstand leisteten. Der Teilbestand Rep. 2A I S umfasst Akten des Siedlungs- und Wohnungswesen, überwiegend aus dem Zeitraum 1900 bis 1945. Sie dokumentieren die Entwicklung der Bebauung in den Städten und Landgemeinden durch Aufstellung von Bebauungsplänen, Vorortsbauordnungen und Errichtung von Kleinsiedlungen. Andere Aktengruppe enthalten wichtige Quellen zu den staatlichen Bemühungen in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit zur Behebung der Wohnungsnot. Besonders ergiebig und umfangreich ist die Dokumentation für die unmittelbar an Berlin angrenzenden Orte und Kreise. Sie verdeutlicht die raumplanerischen Maßnahmen im Berliner Randbereich vor dem Hintergrund der fortschreitenden Industrialisierung und der Ansiedlung der Rüstungsindustrie nach 1933.
