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Epistemischer Wandel im Hochschulkontext (MEPIC)

Antragsteller Dr. Tom Rosman
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392753377
 
In Zeiten von "alternativen Fakten" und "Fake News" sind Nutzer wissenschaftlicher bzw. wissenschaftsbasierter Informationen darauf angewiesen, medial präsentierte Wissensbehauptungen auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu bewerten sowie kontroverse Evidenz zu gewichten. Als zentraler Prädiktor solcher Prozesse haben sich sog. epistemische Überzeugungen (Überzeugungen über die Natur von Wissen) erwiesen. Die Überzeugung, dass die relative "Korrektheit" einer Behauptung von deren argumentativer Qualität, der jeweiligen empirischen Evidenz sowie ihrem Kontext abhängt (sog. Evaluativismus), hat beispielsweise günstige Effekte auf die Differenziertheit der Informationsverarbeitung und -bewertung, während eine Betrachtung von Wissenschaft als Ansammlung subjektiver Meinungen (sog. Multiplismus) entsprechende negative Effekte hat. Bislang wenig bekannt ist hingegen über Prozesse der Veränderung epistemischer Überzeugungen und deren Modifizierbarkeit.Das MEPIC-Projekt hat daher zum Ziel, das in diesem Kontext forschungsleitende Prozessmodell epistemischen Wandels von Bendixen und Rule (2004) empirisch zu prüfen und um differenzialpsychologische Aspekte (z. B. Kontrollüberzeugungen, kognitive Fähigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften) zu erweitern. Das Modell nimmt drei wechselseitig abhängige Komponenten des Veränderungsprozesses an: Epistemischer Zweifel (Anzweifeln eigener epistemischer Überzeugungen), epistemische Volition (Wille zur aktiven Veränderung der Überzeugungen) und Lösungsstrategien (zur Auflösung epistemischen Zweifels). Positive Effekte epistemischen Zweifels auf die Veränderung epistemischer Überzeugungen wurden bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen. Demgegenüber wurden die beiden anderen Prozesskomponenten bislang nicht empirisch validiert. Da die genannten Prozesskomponenten schwer verbalisierbar und daher nicht durch eine direkte Messung (etwa über Fragebögen) erfassbar sind, wird innerhalb des Projekts eine alternative methodische Herangehensweise gewählt: Basierend auf einer empirisch bewährten Intervention zur Induktion epistemischen Zweifels werden Interventionsbausteine entwickelt, die auf eine Beeinflussung der beiden anderen Prozesskomponenten abzielen. In zwei Experimentalstudien werden die Bausteine hinsichtlich ihrer inkrementellen Effekte auf den epistemischen Wandel untersucht sowie deren differenzielle Wirksamkeit, unter Einbeziehung beispielsweise von Persönlichkeitsfaktoren, überprüft.Da ein adäquates theoretisches Framework eine wichtige Vorbedingung für das Design effektiver Interventionen darstellt, kann das MEPIC-Projekt sowohl die künftige Forschung als auch die Praxis im Bereich epistemischen Wandels maßgeblich beeinflussen - auch indem die neu entwickelten Bausteine in künftigen Interventionen verwendet werden. Damit kann das Projekt möglicherweise sogar einen kleinen Beitrag zu einer zentralen gesellschaftlichen Herausforderung leisten: Menschen dabei zu helfen, Wahrheit und Fiktion auseinanderzuhalten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Dr. Samuel Merk
 
 

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