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Psychometrische Eigenschaften indirekter Testverfahren zur Erfassung des Selbstwerts

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2007 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 39276803
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wurden die psychometrischen Eigenschaften verschiedener auf Reaktionszeiten basierender indirekter Verfahren zur Messung des Selbstwerts untersucht. Nach einer im ersten Projektabschnitt vorgenommenen Optimierung der Darbietungs- und Auswertungsprozeduren konnte die Reliabilität für einen Großteil der Verfahren in einen zumindest zufriedenstellenden Bereich erhöht werden. Trotz dieser verbesserten Reliabilität fanden sich jedoch nahezu keine konsistenten Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Gruppen indirekter Verfahren. Als Erklärung für dieses Befundmuster entwickelten wir die Annahme, dass strukturell unterschiedliche indirekte Verfahrensgruppen unterschiedliche Aspekte des Selbstwerts erfassen. Im zweiten Projektabschnitt wurden nun die differentiellen Validitäten von Verfahren zur Messung von propositionalen Repräsentationen (Selbstwertfragebögen), zur Erfassung von semantisch-assoziativen Repräsentationen (Impliziter Assoziationstest) und zur Messung von affektiven Repräsentationen des Selbstwerts (Priming-Verfahren) näher untersucht. Als Kriterien wurden das verbale und non-verbale Verhalten in einer selbstwertrelevanten Interviewsituation (Studie 1) sowie Reaktionen nach negativer Rückmeldung in einer Leistungssituation (Studie 2) und nach sozialem Ausschluss (Studie 3) erhoben. Es zeigte sich konsistent in allen drei Validitätsstudien, dass die propositionalen Repräsentationen (gemessen mittels Fragebogen) prädiktive Validität für die meisten der ausgewählten Kriterien aufweisen. Auch die affektiven Repräsentationen, insbesondere wenn sie mittels einer Variante des affektive Primings erfasst werden, die auf Fehlerraten bei Verwendung eines zeitlichen Antwortfensters basiert (Response Window-Priming), prädizierten konsistent über die drei Studien hinweg verschiedene Verhaltenskriterien. Nahezu alle Selbstwert-Kriterien, die durch Fragebögen prädiziert wurden, wurden auch durch das Response Window-Priming signifikant und inkrementell zum Fragebogen vorhergesagt. Für die semantisch-assoziativen Repräsentationen fielen die Ergebnisse hingegen ernüchternd aus. Für den sehr populären Impliziten Assoziationstest fanden sich ebenso wie für den Initials Preference Task nur vereinzelt signifikante Korrelationen mit selbstwertrelevanten Kriterien. Insgesamt legen unsere Ergebnisse nahe, dass in zukünftigen Untersuchungen zum Selbstwert die Erhebung mittels Fragebogen idealerweise durch die affektive Priming-Technik ergänzt werden sollte. Das Problem der aus früheren Studien bekannten niedrigen Reliabilität dieser Technik konnten wir bereits im ersten Projektabschnitt durch Optimierung von Darbietungs- und Auswertungsprozeduren lösen. Im zweiten Projektabschnitt stellte sich nun eine Variante des affektiven Primings, die auf Fehlerraten bei Verwendung eines zeitlichen Antwortfensters basiert, als am validesten heraus. In Studie 4 des zweiten Projektabschnitts wurde die Perspektive von der indirekten Erfassung des Selbstwerts auf die indirekte Erfassung interpersoneller Attraktion erweitert. Der Einsatz der affektiven Priming-Technik lieferte auch hier sehr vielversprechende Ergebnisse. In unserer impliziten Attraktionsstudie konnten wir zeigen, dass indirekt erfasste Sympathie a) genau wie explizite Sympathie primär ein dyadisches Phänomen ist, b) systematische Unterschiede in der Bewertung spezifischer Gruppenmitglieder (Relationshipeffekte) reliabel erfasst, c) größtenteils unabhängig von direkt erfasster Sympathie ist und d) relevantes soziales Interaktionsverhalten inkrementell zur Fragebogentechnik erfasst. Zukünftige Forschung zur interpersonellen Attraktion in Gruppen sollte sich demnach nicht nur auf direktes Erfragen gegenseitiger Sympathie stützen, sondern durch diese indirekte Messtechnik erweitert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009). Unraveling the three faces of self-esteem: A new information-processing sociometer perspective. Journal of Research in Personality, 43, 933-937
    Back, M. D., Krause, S. Hirschmüller, S., Stopfer, J. M., Egloff, B. & Schmukle, S. C.
  • (2011). Psychometric Properties of Indirect Assessment Procedures: Reliability and Validity of Implicit Self-Esteem Measures. Münster: Monsenstein und Vannerdat (Dissertationsschrift)
    Krause, S.
  • (2011). Reliability of implicit self-esteem measures revisited. European Journal of Personality, 25, 239-251
    Krause, S., Back, M. D., Egloff, B. & Schmukle, S. C.
  • (2012). A new reliable and valid tool for measuring implicit self-esteem: The response-window affective priming task. European Journal of Psychological Assessment, 28, 87-94
    Krause, S., Back, M. D., Egloff, B. & Schmukle, S. C.
 
 

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