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Fiktion und Genre Beiträge zu einer Literaturgeschichte des referenzialisierenden Lesens nach der Etablierung der modernen Fiktionalitätspraxis

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392946741
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Leser treten infolge ihrer literarischen Sozialisation mit bestimmten Erwartungen, Überzeugungen und Einstellungen an literarische Werke heran und folgen bei ihrer Deutung bestimmten Regeln. Kurz gesagt, sie bewegen sich im Rahmen literarischer Praktiken, der Fiktionalitätspraxis, der Literaturpraxis und bestimmter Genrepraktiken, die jeweils ihre eigene Geschichte haben. Ziel des Projekts war es, diese Geschichte anhand exemplarischer Konstellationen zu beleuchten, in denen bestimmte Genrepraktiken charakteristische, genrespezifische Text-Welt-Verhältnisse herstellen. Zu diesem Zweck wurden vier Korpora von Rezensionen zu vier Subgattungen des deutschsprachigen Romans (historischer Roman, Schlüsselroman, Tendenzroman, Zeitroman) erstellt und mithilfe qualitativ-hermeneutischer und quantitativ-statistischer Methoden ausgewertet. Es konnte gezeigt werden, dass genrespezifische Lektürepraktiken existieren, dass sie jeweils charakteristische Text-Welt-Verhältnisse etablieren und dass sie auf komplexe Weise mit der Fiktionalitätspraxis und der Literaturpraxis interagieren. In literaturgeschichtlicher Perspektive trägt das Projekt dazu bei, den wiederholt postulierten Wirklichkeitsbezug der Erzähltexte des Realismus empirisch nachzuweisen und in seinen vielfältigen Formen zu beschreiben. In einer Pilotstudie zum Schlüsselroman der Gegenwart wird die Übertragbarkeit des entwickelten Mixed-Method-Ansatzes auf einen anderen Zeitraum demonstriert. Alle im Zusammenhang mit dem Projekt generierten Daten und Skripte, sofern nicht urheberrechtlich geschützt oder in den aus dem Projekt hervorgegangenen Publikationen selbst enthalten, stehen in einem GitHub-Repository zur Verfügung. Überraschend war die zum Teil große Diskrepanz zwischen der heutigen Gattungseinordnung bestimmter Werke und der Einordnung durch Literaturkritiker zur Zeit der Publikation der betreffenden Werke.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • History of the Modern Practice of Fiction (Special Issue: Journal of Literary Theory 14, 2 (2020). [dokumentiert Ergebnisse der gleichnamigen internationalen Konferenz in Göttingen, 10.–11. Oktober, 2019]
    Benjamin Gittel (Gastherausgeber)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/jlt-2020-2002)
  • Lehrgedicht, Gedankenlyrik, Stimmungslyrik: Überlegungen zur Gattungsspezifität der kognitiven Signifikanz von Lyrik mit Analysen zu Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe und Kerstin Preiwuß. In: Internationale Zeitschrift für Kulturkomparatistik 1 (2019), S. 315–341
    Benjamin Gittel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.25353/ubtr-izfk-d4fa-92aa)
  • Fiktion und Genre. Theorie und Geschichte referenzialisierender Lektürepraktiken 1870–1910. DeGruyter: Berlin u.a., 2021
    Benjamin Gittel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110733167)
 
 

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