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Herrschaft zwischen Aufbruch und Rückkehr. Kreuzfahrerfamilien in Champagne und Burgund 1096-1270

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393211005
 
Ziel des Projektes ist es am Beispiel zweier Kreuzfahrerfamilien des Mittelalters aus genderhistorischer Perspektive zu untersuchen, welche Auswirkungen die fortwährenden und wiederkehrenden Kreuzzugsaktivitäten der Familien (1096-1270) auf Macht und Herrschaft in den Herkunftsländern hatten. Grundlegend ist die These, nach der der Aufbruch der Männer zum Kreuzzug zu Verschiebungen der Machtfigurationen am Fürstenhof und in den Herkunftsregionen führte. Es gilt, diese Wandlungsprozesse in ihren Erscheinungsformen, ihrem strukturellen Arrangement und ihrer Dynamik zu untersuchen und nach den Folgen dieser Prozesse auf die machtpolitischen Handlungsspielräume und aktiven Handlungsstrategien der in der Heimat bleibenden weiblichen wie männlichen Familienmitglieder zu fragen.Fallbeispiele des Projekts sind die Häuser Blois-Champagne und Burgund, da es die günstige Quellenlage nicht nur erlaubt Rückkopplungseffekte der Kreuzzüge auf die Familien über einen Zeitraum von 200 Jahren zu analysieren, sondern auch die Handlungsspielräume beider Geschlechter im Kreuzzugskontext zu untersuchen. Da in beiden Familien auch Ehefrauen und Müttern die Regentschaft über die Territorien übertragen wurde, ist zu untersuchen, auf welchen machtpolitischen Ressourcen die Chance der Herrschaftsausübung beruhte. Daneben ist zu klären, welche Rolle dem Kreuzfahrerstatus auf dem politischen Feld zukam und inwiefern Frauen und Männer auf diesen rekurrierten, um sich von anderen Hochadeligen abzuheben oder um ihre Macht zu festigen.Anregende theoretische Impulse für die Erarbeitung der sich wandelnden familiären Machtfigurationen erhielt das Projekt durch die Implementierung der Kapitaltheorie Pierre Bourdieus in das Forschungsdesign. Seine vier klassischen Kapitalarten (ökonomisches, soziales, kulturelles und symbolisches Kapital) können in ihren Korrelationen als potentielle Machtressourcen verstanden werden und damit als Chancen einer Person, Macht auszuüben und sich auf dem politischen Feld günstig zu positionieren. Die Analyse der sich vor dem Hintergrund der Kreuzzüge fortwährend wandelnden Machtfigurationen und Machtressourcen soll es ermöglichen, Praktiken adeligen Herrschaftshandelns und familiärer Kontingenzbewältigung differenziert zu beschreiben.Die reichhaltige Quellengrundlage, eine genderübergreifende Perspektive auf das überlieferte Material sowie das von Bourdieus Kapitaltheorie inspirierte methodische Vorgehen versprechen neue, vertiefte Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Kreuzzüge auf Macht und Herrschaft in der Heimat. Die Arbeit hat damit das Potential, einen innovativen Beitrag zur Kreuzzugs- und Genderforschung zu leisten. Ziel der Studie ist es, eine neue kulturelle, genderübergreifende Politikgeschichte der Kreuzzüge in den Herkunftsregionen zu schreiben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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