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Bildungsbiographien "nicht-traditioneller" Studierender ("Non-traditionals") zwischen Anerkennung und Entwertung im Kontext von Öffnungs- und Schließungstendenzen des deutschen Hochschulsystems
Antragsteller
Professor Dr. Peter Alheit
Fachliche Zuordnung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung
Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 39338283
Ältere Studierende ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung (so genannte „Nontraditionals } sind im aktuellen Umbauprozess der Universitäten und Fachhochschulen nach der Einrichtung konsekutiver BA/MA-Studiengänge, der erwünschten Verkürzung der Studienzeiten und der damit verbundenen Verjüngung der Studierendenpopulation zu einer Problemgruppe geworden: Die für diese Zielgruppe ohnehin nicht unproblematische Statuspassage zumeist aus nicht-akademischen professionellen Milieus in die Hochschule wird gewöhnlich als Wechsel sozialer Welten erlebt, der die Studierfähigkeit eher einschränkt (vgl. ALHEIT 2001, 2005). Die im europäischen Kontext angestrebte Öffnung der Universitäten zu Einrichtungen des „lebenslangen Lernens (KÖM (2001) 678) - im Prinzip eine Fördermaßnahme für unkonventionelle Bildungskarrieren - wird durch die begonnenen Reformen sehr wahrscheinlich eher blockiert als vorangetrieben. Das beantragte Forschungsvorhaben beabsichtigt zunächst eine qualitativ-empirische Bestandsanalyse der Übergangsprobleme dieser Zielgruppe, die an Befunde einer international vergleichenden Grundlagenstudie aus den 1990er Jahren (vgl. stellvertretend ALHEIT/MERRILL 2001, 2004) anschließt. Dabei steht die Wechselwirkung subjektiver Passungsbemühungen und institutioneller Inklusions- bzw. Exklusionsstrategien im Mittelpunkt der Untersuchung. Konzeptionell ist an eine theoriestrategisch reizvolle Verknüpfung des BouRDiEUschen Reproduktionsansatzes (stellvertretend BOURDIEU/PASSERON 1971; BOURDIEU 1988) mit neueren theoretischen Konzepten der Biographieforschung (stellvertretend ALHEIT 1997; ALHEIT/DAUSIEN 2000) gedacht. Das methodische Design sieht einen doppelten Feldzugang vor: eine theoretisch sorgfältig ausgewählte Stichprobe von 30 „Non-traditionals (Teilprojekt I), deren Bildungs- und Hochschulkarriere mit dem Instrument des biographisch-narrativen Interviews (stellvertretend SCHÜTZE 1983, 1984) erhoben werden soll, sowie ein theoretisches Sampling mit 20 Studienberatern verschiedener Fächer und Hochschuleinrichtungen (Teifprojekt II), die bestimmte „Gatekeeping - Funktionen innehaben (vgl. STRUCK 2001). Diese institutionellen Akteure sollen mit dem Instrument des Experteninterviews (MEUSER/NAGEL 1991, 2002) befragt werden. Die Ergebnisse dieses doppelten Feldzugangs versprechen eine Präzisierung der Befunde der internationalen Vorlaufstudie, die im Vergleich zumal mit Skandinavien und Großbritannien überraschend ungünstige Exklusionstendenzen des deutschen Hochschulsystems zu Tage gefördert hatte (ALHEIT/MERRILL 2004). Die Prognose, dass sich diese Tendenzen angesichts der aktuellen Reformen verschärft haben, erscheint wenig riskant. Zugleich könnten die zu erwartenden Resultate aber auch eine ausgezeichnete Basis sein für wünschenswerte hochschuldidaktische Verbesserungen im Umgang mit einer - gegen den europäischen Trend - eher abnehmenden „nicht-traditionellen Studierendenpopulation.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen