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W-Überschriften im Deutschen. Empirische Untersuchung und theoretische Modellierung der Schnittstelle zwischen Satztyp und Textsorte

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393766203
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat die Grammatik und Pragmatik der W-Überschrift im Deutschen erforscht. Bei W-Überschriften handelt es sich um selbständig verwendete w-Verbletzt-Sätze, die im Gegensatz zu etablierten selbständigen Verbletzt-Satztypen wie w-Exklamativsätzen keine zusätzliche formale Markierung aufweisen. Ihre Lizensierung als selbständiger Satztyp muss daher aus dem Zusammenspiel von grammatischen mit kontextuellen Faktoren abgeleitet werden. Es konnte im Projekt gezeigt werden, dass das Kontextmerkmal „Überschrift" wesentlich zur Determinierung des Illokutionspotentials dieses spezifischen Satztyps beiträgt. Die Illokution, die mit einer W-Überschrift vollzogen wird, ist eine Meta-Assertion, die sowohl auf den folgenden Text vorausweist als auch über eine als QUD modellierbare implizite Frage im Vordiskurs verankert ist. Formale Eigenschaften der W-Überschrift, die zu diesem spezifischen Funktionspotential beitragen, sind der w-Ausdruck, der eine Wissenslücke eröffnet, sowie die Verbletztstellung, die zu einer besonderen Präsuppositionalität der W-Überschrift beiträgt. Die formalen und kontextuellen Eigenschaften von W-Überschriften führen insgesamt dazu, dass W-Überschriften ideale Schnittstellen zwischen Leser:in und Text bilden. Daher eignet sich dieser spezifische Satztyp besonders gut als Überschrift für bestimmte Textsortenfunktionen. Die empirischen Untersuchungen haben gezeigt, dass W-Überschriften präferiert in Textsorten wie Ratgebertexten, Berichten und Kommentaren verwendet werden, die ein Leserinteresse bedienen, das sich aus einem bestehenden Vorwissen und dem Wunsch nach Erweiterung dieses Vorwissens ergibt. W-Überschriften greifen gezielt Leserfragen auf, wecken die Erwartung auf ihre Schließung im Text und erfüllen diese Erwartung auch in den allermeisten Fällen. Zugleich tragen W-Überschriften aufgrund ihrer Präsuppositionalität auch ein Potential, zu persuasiven Zwecken oder im Sinne von Clickbaits zu kommerziellen Zwecken missbraucht zu werden. Das Projekt hat gezeigt, dass eine genaue Analyse der Wechselwirkungen zwischen grammatischen, textlinguistischen und pragmatischen Eigenschaften Erklärungsansätze dafür liefern kann, wie dieses spezifische Funktionspotential zustande kommt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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