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Geschlechtsspezifische Mechanismen der sozialen Integration muslimischer Jugendlicher
Antragsteller
Dr. Lars Leszczensky
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 394466172
Das Ursprungsprojekt untersuchte die soziale Integration muslimischer Jugendlicher. Dabei dokumentierten wir zwei zentrale geschlechtsspezifische Muster. Erstens sind muslimische Mädchen weniger offen als muslimische Jungen für Freundschaften mit Nichtmuslim*innen. Zweitens hegen nichtmuslimische Jugendliche stärkere Skepsis gegenüber Freundschaften mit muslimischen Jungen. Die Erklärung dieser Muster ging jedoch über die Ziele und den Umfang des Ursprungsprojekts hinaus und soll daher in der beantragten Projektfortsetzung erfolgen. Erste eigene Schritte und theoretische Überlegungen deuten darauf hin, dass bei muslimischen Mädchen stärker verankerte Endogamienormen zu ihren selteneren interreligiösen Freundschaften beitragen könnten. Unser Verständnis der Wirkung von Endogamienormen auf Freundschaft ist aber sehr lückenhaft. Zudem sind Alternativerklärungen unzureichend untersucht, wie etwa die Möglichkeit, dass muslimische Mädchen auf wahrgenommene oder antizipierte Ausgrenzung aufgrund des Tragens des Kopftuchs reagieren. Die Skepsis nichtmuslimischer Jugendlicher gegenüber muslimischen Jungen könnte wiederum auf spezifische „anti-soziale“ Stereotype zurückgehen, mit denen muslimische Männer konfrontiert sind. Wir wissen aber nicht, ob solche Stereotype bereits im Jugendalter vorliegen und wie sie Freundschaften beeinflussen. Zusammengefasst wirft unser Ursprungsprojekt die Anschlussfrage nach geschlechtsspezifischen Mechanismen der sozialen Integration muslimischer Jugendlicher auf. Die beantragte Projektfortsetzung soll zwei leitende Forschungsfragen beantworten: Erstens, warum neigen vor allem muslimische Mädchen dazu, sich vorrangig mit anderen Muslim*innen anzufreunden? Zweitens, warum sind nichtmuslimische Jugendliche skeptischer gegenüber Freundschaften mit muslimischen Jungen? Diese beiden Leitfragen sollen mit drei methodischen Ansätzen untersucht werden, die sich im Ursprungsprojekt bewährt haben. Erstens sollen Sekundärdatenanalysen mit Daten zu Freundschaftsnetzwerken durchgeführt werden. Neben vertiefenden Analysen der im Ursprungsprojekt verwendeten Daten sollen zwei bislang ungenutzte Sekundärdatensätze hinzugezogen werden, die essentielle Vorteile für die Projektziele bieten, da sie Messungen von Endogamienormen bzw. dem Tragen des Kopftuches enthalten. Zweitens sollen Gruppendiskussionen mit muslimischen Freundschaftsgruppen subtile geschlechtsspezifische Mechanismen aufspüren. Dies beinhaltet sowohl die Wirkungsweise von Endogamienormen als auch die von muslimischen Mädchen und Jungen wahrgenommene Behandlung durch nichtmuslimische Jugendliche. Drittens sollen Online-Surveyexperimente aufdecken, welche Eigenschaften und Stereotype sich nichtmuslimische und muslimische Jugendliche unterschiedlichen Geschlechts zuschreiben. Dadurch soll einerseits getestet werden, ob wechselseitige geschlechts- und religionsspezifische Vorbehalte schon im Jugendalter vorliegen sowie andererseits, ob sie interreligiöse Freundschaften behindern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartner
David Kretschmer