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Reihengräberfeld, Hofgrablegen und Siedlung von Lauchheim. Exemplarische Analyse einer frühmittelalterlichen Lokalgesellschaft

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 394737649
 
Lauchheim-Wasserfurche stellt mit mehr als 1300 Gräbern noch immer das größte ausgegrabene Reihengräberfeld Südwestdeutschlands dar. Es bietet in Kombination mit ca. 80 Gräbern in der Siedlung Mittelhofen und der bereits ausgewerteten Siedlung selbst die einmalige Möglichkeit, eine frühmittelalterliche Lokalgesellschaft zu rekonstruieren. Eine so weitgehende und detaillierte Lokalstudie ist bislang unerreicht. Archäologisch wird die abgeschlossene umfangreiche Dokumentation für das Reihengräberfeld, die neben der üblichen Fund- und Befundaufnahme gleichermaßen die Textilarchäologie sowie zahlreiche Computertomographie-Daten umfasst, ausgewertet und um die überschaubaren Funde und Befunde der Hofgrablegen ergänzt. Beides wird mit der abgeschlossen vorliegenden Siedlungsauswertung und bereits erarbeiteten Zwischenauswertungen für das Reihengräberfeld verknüpft. Anthropologisch werden die erhobenen Dokumentationen beider Bestattungsplätze zu Geschlecht, Alter und Pathologien eingehend analysiert, ergänzt um eine archäozoologische Studie. Ziel des Vorhabens ist es, dieses einzigartige Quellencorpus abschließend, umfassend und zugleich fragestellungsorientiert auszuwerten. Dabei stellt die Projekt-Datenbank des Reihengräberfelds, in die sämtliche Daten eingepflegt wurden, den zentralen Ausgangspunkt dar, um mittels Netzwerk- und GIS-Analysen komplexe Interpretationen zu erarbeiten und zu überprüfen. In diese werden die Siedlungsbestattungen ebenso wie damit verknüpfte Siedlungsbefunde unmittelbar einbezogen. Durch ein offenes Raumkonzept sollen verschiedene Reichweiten, Ebenen und Kontexte erfasst und dadurch eine nicht allein vielfältigere, sondern durch Auflösung in mehrere Zeitschichten auch dynamischere Rekonstruktion als bislang üblich erreicht werden. Über Lauchheim hinaus gilt es zu analysieren und zu prüfen, in wie weit das formulierte Modell einer frühmittelalterlichen Lokalgesellschaft auf andere Plätze und Regionen übertragen werden kann. Die seit 30 Jahren verfolgten Untersuchungen und Projekte zum frühmittelalterlichen Lauchheim finden damit ihren Abschluss.Dieser Antrag wird zugleich im Paket mit weiteren drei Projekten gestellt. Sie befassen sich mit Handwerk und Binnenstrukturen frühmittelalterlicher Siedlungen Alemanniens (Valerie Schoenenberg), mit der Archäologie frühmittelalterlicher Grundherrschaften (Thomas Meier) und lokalen Priestern bzw. der Kirchenorganisation im Südwesten (Steffen Patzold). Aus der Kombination mehrerer empirischer Studien und verschiedener Quellen werden sich neue wechselseitige Aufschlüsse ergeben. Gemeinsam wollen wir auf dem aktuellen Forschungsstand in Archäologie und Geschichtswissenschaft ein empirisch gesättigtes und theoretisch fundiertes Modell frühmittelalterlicher Lokalgesellschaften in Alemannien entwerfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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