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Lokale Priester und ihre Gemeinden im Frühmittelalter. Untersuchung und Edition von Priesterhandbüchern der Karolingerzeit

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395205352
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat gezeigt: Das Modell der Eigenkirche, das Ulrich Stutz im 19. Jahrhundert begründet hat, ist nicht geeignet, um die ökonomischen und kirchenpolitischen Dynamiken an lokalen Kirchen im Karolingerreich zu erklären. Es postuliert Dichotomien, die im 8./9. Jahrhundert in Lateineuropa nicht existierten; und es blendet die Handlungsspielräume von Priestern und ihren Gemeinden aus. Entscheidend für die Entwicklung der Kirchenstruktur im Karolingerreich war nicht so sehr der Streit zwischen Bischöfen und laikalen Kirchenbesitzern um ökonomische Ressourcen, die an lokalen Kirchen generiert wurden. Wichtiger war der Versuch des Hofes und der geistlichen Eliten, eine christliche, gottgefällige Gesellschaft zu erschaffen und zu diesem Zweck, möglichst jeden Menschen in seiner Lebensweise zu überwachen, zu belehren und zu einem guten Christen zu formen. Vor diesem Hintergrund erschien es den Bischöfen geraten, die Mobilität von Geistlichen einzuhegen und zu steuern, um die Kontrolle darüber zu behalten, wer an einer lokalen Kirche den geistlichen Dienst erfüllte. Um die Qualität der christlichen Belehrung vor Ort zu garantieren, war es zudem notwendig, den Priestern ein entsprechendes Wissen mit auf den Weg zu geben: Hierzu dienten unter anderem Bücher, die grundlegende Texte der Glaubenslehre und der Liturgie erläuterten und weitere Handreichungen für den geistlichen Dienst der Priester an ihrer lokalen Kirche boten. Das Projekt hat diese Bücher näher in den Blick genommen und gezeigt: Sie verdanken sich in ihrer konkreten Ausgestaltung nicht allein zentralen Vorgaben des Hofes, auch nicht zentraler Steuerung durch den Bischofs auf Ebene der Diözese; auch hier hatte Priester eigene Spielräume, so daß sich auch ihre lokale Initiative und ihre jeweiligen Bedürfnisse und Interessen vor Ort in den Codices widerspiegeln. Außerdem hat das Projekt eine digitale Struktur erarbeitet, die es erlaubt, das besonders fluide, instabile Textmaterial editorisch zu erschließen, das sich in den Kompendien für Priester findet. Zwei Priesterkompendien sind exemplarisch in dieser digitalen Struktur vollständig digital ediert worden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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