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Die langfristige Entwicklung von numerischen Fähigkeiten in Afrika und dem Nahen Osten, 1700 bis 1970: Wie substantiell war der Einfluss des Kolonialismus?

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395416105
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hintergrund und Motivation des vorliegenden Projektes war die Erforschung der Numeracy-Entwicklung in zahlreichen Ländern Afrikas und des Mittleren Osten, sowie – unter anderem auf Anregung der GutachterInnen – der subnationalen Regionen dieser Länder. Numeracy is dabei definiert als die Summe der zahlenbezogenen Fähigkeiten, und diese stellen einen besonders wichtigen Teil des gesamten Humankapitals dar. Diese mathematischen Fähigkeiten gelten in der Wachstumsliter als besonders relevant für die wirtschaftliche Entwicklung. Weil numerische Fähigkeiten von den ZeitgenossInnen in der betrachteten Periode äußerst selten direkt beobachtet wurden, wurde in diesem Projekt ein Indikatoransatz benutzt, der auf der Rundung auf Vielfache von 5 bei Altersangaben basiert. Oft antworteten Befragte bei Volkszählungen und in anderen Kontexten, sie seien z.B. 40, wenn sie ihr Alter nicht genau kannten oder rekonstruieren konnten. Sie meinen eigentlich, dass sie ungefähr in der Altersgruppe um die 40 seien. Dieser Ansatz wird seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich in Wirtschaftsgeschichte und Entwicklungsökonomie verwendet. Besonders interessant war für die Studien im Projekt die Entwicklung während der Kolonialzeit, während der unterschiedliche Bildungssysteme jeweils unterschiedliche Einflüsse auf die Numeracy-Entwicklung hatten. Auch auf dem Hintergrund heutiger Migrationsbewegungen war es sehr motivierend, sich mit der langfristigen Bildungs- und Wirtschaftsgeschichte der betrachteten Länder in Afrika und dem Mittleren Osten zu befassen. In dem Projekt gelang es, die langfristigen Numeracy-Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert zu rekonstruieren und die Studien zu unterschiedlichen Bildungssystemen während des Kolonialismus durchzuführen. Die Publikationserfolge dieses Projektes führten dazu, dass die Vereinten Nationen unser Projekt mit besonderer Aufmerksamkeit betrachten. Erstmalig wurde ein wirtschaftshistorisches Forschungsprojekt ausgewählt, um bei der Evaluierung der menschlichen Entwicklung im Bereich der Bildung durch die Vereinten Nationen einen zentralen Beitrag zu leisten. Die UNESCO hat unsere Forschungsergebnisse in Form von einem Hintergrundpapier ihrem „Flagship report“ zu „global education monitoring“-Report hinzugefügt, was eine wichtige Anwendung wirtschaftshistorischer Erkenntnisse für die heutige Entwicklungspolitik darstellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2021). “Numeracy development in Africa: new evidence from a long-term perspective (1730-1970)”, Journal of Development Economics (2021)
    Gabriele Cappelli and Jörg Baten
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jdeveco.2021.102630)
  • (2021). “The Influence of Colonialism on Africa’s Welfare: An Anthropometric Study”, Journal of Comparative Economics (2021)
    Jörg Baten and Laura Maravall
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jce.2021.01.001)
 
 

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