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Das Sicherheitsdispositiv der Resilienz -Die Regierung der Katastrophe und die Biopolitik vitaler Systeme

Antragsteller Dr. Andreas Folkers
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396199990
 
Die Arbeit analysiert kontemporäre Rationalitäten und Strategien zur Vorbeugung und Vorbereitung auf katastrophische und systemische Risiken in Deutschland und in der europäischen Union. Dabei wird die Entwicklung analoger Wahrnehmungs- und Handlungsschemata in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wie Katastrophenschutz, Umweltschutz, Finanzmarktregulation und innere Sicherheit aufgezeigt. Die These der Arbeit ist, dass sich seit der Jahrtausendwende ein neues Sicherheitsdispositiv verstanden als Netzwerk aus Institutionen, Verfahrensweisen, Wissensformen, Gesetzen, Standards, und technischen Vorrichtungen zur Regierung von Katastrophen und systemischen Risiken herausgebildet hat, das quer zu den Grenzen institutioneller Zuständigkeiten und sozialer Subsysteme verläuft.Im Zentrum der Aufmerksamkeit dieses Sicherheitsdispositivs stehen sogenannte high impacts, low probability risks, ebenso schwerwiegende wie schwer prognostizierbare Risiken wie Naturkatastrophen, Terroranschläge, technische Störfälle, Pandemien, Finanzkrisen etc. Derartige Risiken stellen auch deshalb ein so großes Problem dar, weil bereits kleinere Störungen in den betroffenen Systemen zu weitreichenden Katastrophensituationen eskalieren können, also die Form systemischer Risiken annehmen können. Die Arbeit zeigt, dass Sicherheitsmaßnahmen daher zunehmend an der Struktur von gesellschaftswichtigen, kritischen Infrastrukturen bzw. „vitalen Systemen" ansetzen, um ihre Resilienz gegenüber Störungen zu erhöhen. Resilienz, verstanden als die Fähigkeit von Systemen, erfolgreich mit Störungen umzugehen, ist damit zu einem neuen Leitbild der Sicherheit geworden. Resilienz ist die - keinesfalls stets erfolgreiche - Antwort einer Gesellschaft, die durch ihre zunehmende Komplexität und Vernetztheit immer verwundbarer gegenüber Störungen wird und zugleich auf das fortgesetzte Funktionieren technischer und sozialer Funktions- und Leistungssysteme existentiell angewiesen ist.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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